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Die poetische Kraft des Phänomens Athos ist groß. Der düstere Goldglanz der Ikonen, die aus der Tiefe byzantinischer Vorzeit herauffunkelnden Gewänder leise murmelnder Mönche in den Weihrauchhöhlen der Katholikoi, der Klang des Stundenholzes, das der bärtige alte Mönche schlägt, das so seltsam weit klingende Simatron, die Ruhe in den Klostergärten, die Zikaden und die Pinien, die wie Adlernester hochragenden, vielfenstrigen Klöster auf Felsabgründen direkt am schäumenden Meer.
So präsentiert sich der Berg Athos dem Besucher. Dieses völkerrechtlich seltsame Staatsgebilde, diese Mönchsrepublik, die zu betreten Frauen verboten ist, hat seit jeher eine starke Faszination ausgeübt, welche nicht selten zu kritikloser Bewunderung führte.
Herbert Rosendorfer hat vor etwa zehn Jahren die Mönchsrepublik besucht und fand dort nicht alles bewundernswert. Obwohl auch er sich der Faszination dieses politisch-geistlichen Kuriosums nicht entziehen konnte, rückt er in seinem Bericht doch mit aller Vorsicht manches gerade, was ihm kritikbedürftig erscheint.
About the author
Herbert Rosendorfer, geb. 1934 in Bozen, ist Jurist und Professor für Bayerische Literaturgeschichte. Er war Gerichtsassessor in Bayreuth, dann Staatsanwalt und ab 1967 Richter in München, von 1993-97 in Naumburg/Saale. Seit 1969 zahlreiche Veröffentlichungen, unter denen die Briefe in die chinesische Vergangenheit am bekanntesten geworden sind. Herbert Rosendorfer, Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, wurde mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen geehrt, u.a. dem Tukan-Preis, dem Jean-Paul-Preis, dem Deutschen Fantasypreis, dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und zuletzt 2010 mit dem Corine-Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. Er lebte bis zu seinem Tod im September 2012 mit seiner Familie in Südtirol.