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In vielen Jahren hat Hans Blumenberg (1920-1996) in der Literatur, der bildenden Kunst und der Philosophie die unterschiedlichsten Löwenbilder und -geschichten gesammelt und sich seine Gedanken dazu gemacht. So auch über die Löwen des Henri Rousseau, die er als "verhinderte" Löwen bezeichnet, denn Rousseau habe das Paradies gemalt. Paradiese aber "sind dadurch definiert, dass in ihnen Löwen am wenigsten das sein können, was sie sind, zugleich aber an ihrem Wesen nicht leiden können. Diesem Paradox genügt das Fehlen des Mediums zwischen den Dingen, das diesen auf Rousseaus Bildern die magische Unbezüglichkeit gibt: Sie haben keine Atmosphäre und keine Relationen. Darin liegt, allgemeiner als nur für Löwen: Nichts riecht nach etwas und alles schmeckt nach nichts. Deshalb denken Leute, die an nichts Geschmack finden können, so gern an Paradiese, verlorene oder künftige." Der aus dem Nachlass edierte Band umfasst zweiunddreißig Betrachtungen, die Löwen beschreiben, kommentieren u nd ebenso erhellend wie erstaunlich und amüsant in Beziehung setzen. Die Funde reichen vom Prediger Salomo und von Euripides bis zu Thomas Mann, Odo Marquard und - Oskar Lafontaine.
About the author
Hans Blumenberg wurde am 13. Juli 1920 in Lübeck geboren und starb am 28. März 1996 in Altenberge bei Münster. Nach seinem Abitur im Jahr 1939 durfte er keine reguläre Hochschule besuchen. Er galt trotz seiner katholischen Taufe als "Halbjude". Folglich studierte Blumenberg zwischen 1939 und 1947 mit Unterbrechungen Philosophie, Germanistik und klassische Philosophie in Paderborn, Frankfurt am Main, Hamburg und Kiel. 1947 wurde Blumenberg mit seiner Dissertation Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert. Hier habilitierte er sich 1950. Im Jahr 1958 wurde Blumenberg in Hamburg außerordentlicher Professor für Philosophie und 1960 in Gießen ordentlicher Professor für Philosophie. 1965 wechselte er als ordentlicher Professor für Philosophie nach Bochum und ging im Jahr 1970 an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wo er 1985 emeritiert wurde. Blumenberg war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz (seit 1960), des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitgründer der 1963 ins Leben gerufenen Forschungsgruppe 'Poetik und Hermeneutik'.