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Bosnien, Libanon, Afghanistan, Kambodscha, Kurdistan, Liberia, Mozambique, Sudan, Peru, Kolumbien. Der Fernsehzuschauer ist beinahe täglich Zeuge kriegerischer Gewalt. Die Medienberichterstattung löst meist bedauerndes Unverständnis aus; manchmal entsteht ein spontanes Bedürfnis den Opfern zu helfen; die eingeblendete Kontonummer von Hilfsorganisationen droht die politische Auseinandersetzung zu ersetzen.
Seit dem zweiten Weltkrieg und mehr noch seit dem Ende der Ost-West-Konfrontation hat sich die Erscheinungsform des Krieges verändert. Der klassische Krieg, der Krieg zwischen Staaten, wurde weitgehend verdrängt durch den Bürgerkrieg, den Krieg innerhalb eines Staates.
Wie aber werden diese Bürgerkriege finanziert? Wer bezahlt die Waffen und Soldaten? Fragen, die im Zentrum der Untersuchungen und Fallstudien von Wirtschaftswissenschaftlern, Soziologen, Politologen und Historikern zur Ökonomie der Bürgerkriege stehen. Sie schildern an konkreten Beispielen verschiedene Finanzi erungsformen des Krieges durch den Drogenhandel, die Unterschlagung von humanitärer Hilfe oder das Unterlaufen von Wirtschaftsembargos. Es ist die Ökonomie in ihrer legalen wie illegalen Variante, die weit mehr als andere Faktoren die scheinbar bizarre Logik von Bürgerkriegen erklären kann. Diese Logik verlangt nach finanziellen Ressourcen und damit nach einer funktionierenden Kriegsökonomie, hinter der sich, durch wohlklingende Phrasen kaschiert, nicht selten ungezügeltes Machtstreben und hemmungslose Bereicherungssucht verbergen.
Die Autoren wollen mit diesem Band einen Anstoß geben, durch ein besseres Verständnis der wirtschaftlichen Zirkulationsprozesse im Kontext andauernder Kriege, ein zielgenaueres Handeln der internationalen Völkergemeinschaft und nichtstaatlicher Organisationen zu fördern.
About the author
Francois Jean ist wissenschaftlicher Leiter bei der Stiftung "Medicins sans Frontieres" und Autor mehrerer Werke über internationale Konflikte und die Probleme humanitärer Hilfe.