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»Geschichten ohne Heimat« steht auf der Mappe, in der Erwin Strittmatter Texte ablegte, für die er noch keine unmittelbare Verwendung hatte. Akribisch geordnet liegen die verschiedenen Überarbeitungsstufen hintereinander, zwischen den maschinengeschriebenen Zeilen die Korrekturen in Strittmatters exakter, schöner Handschrift. Eva Strittmatter, die beste Kennerin des Werkes ihres Mannes, hat eine Auswahl aus dieser Mappe vorgenommen. Entstanden ist eine konzentrierte Sammlung von Texten unterschiedlicher Genres: »Kalendergeschichten« - Naturreflexionen in der für Strittmatter so typischen poetischen Verknappung - Short stories in der Art der Texte aus »Ein Dienstag im September«, konzentrierte Beschreibungen alltäglicher Vorgänge, die in eine Pointe münden. Es folgen gewichtige Erzählungen, z.B. über den Besuch bei Halldór Laxness in Island. »Die Cholera« erzählt von einem stellvertretenden Minister, der von einer Indien-Reise zurückkehrt. Er fürchtet, an Cholera erkrankt zu sein. Schon nach den ersten Untersuchungen deutet alles darauf hin, daß man ihn aufgegeben hat: Er wird im Krankenhaus isoliert, einen Cholerafall in der DDR hat es »nie gegeben«. Der Vorabdruck dieser satirischen Geschichte löste eine Lawine von offiziellen Protesten aus, aber Strittmatter war zu keiner Änderung bereit. Seitdem lag der Text in Strittmatters Mappe »Geschichten ohne Heimat« und wird nun erstmals in Buchform veröffentlicht.
About the author
Erwin Strittmatter, geb. 1912 in Spremberg als Sohn eines Bäckers und Kleinbauern, verließ das Realgymnasium mit 17 Jahren, begann eine Bäckerlehre und arbeitete danach in verschiedenen Berufen. Von März 1941 bis Frühjahr 1945 gehörte er der Ordnungspolizei an, war im Polizeigebirgsjäger-Regiment 18 an Einsätzen in Slowenien, Finnland und Griechenland beteiligt, seit 1942 Bataillonsschreiber und seit 1944 Kriegsberichter. Nach dem Kriegsende arbeitete er als Bäcker, Volkskorrespondent und Amtsvorsteher, später als Zeitungsredakteur in Senftenberg. Seit 1951 lebte er als freier Autor zunächst in Spremberg, ab 1952 in Berlin. 1954 verlegte er seinen Hauptwohnsitz nach Schulzenhof bei Gransee. Dort starb er am 31. Januar 1994.
Summary
»Geschichten ohne Heimat« steht auf der Mappe, in der Erwin Strittmatter Texte ablegte, für die er noch keine unmittelbare Verwendung hatte. Akribisch geordnet liegen die verschiedenen Überarbeitungsstufen hintereinander,
zwischen den maschinengeschriebenen Zeilen die Korrekturen in Strittmatters exakter, schöner Handschrift.
Eva Strittmatter, die beste Kennerin des Werkes ihres Mannes, hat eine
Auswahl aus dieser Mappe vorgenommen. Entstanden ist eine konzentrierte Sammlung von Texten unterschiedlicher Genres: »Kalendergeschichten« - Naturreflexionen in der für Strittmatter so typischen poetischen Verknappung - Short stories in der Art der Texte aus »Ein Dienstag im September«, konzentrierte Beschreibungen alltäglicher Vorgänge, die in eine Pointe münden.
Es folgen gewichtige Erzählungen, z.B. über den Besuch bei Halldór Laxness
in Island. »Die Cholera« erzählt von einem stellvertretenden Minister, der von einer Indien-Reise zurückkehrt. Er fürchtet, an Cholera erkrankt zu sein.
Schon nach den ersten Untersuchungen deutet alles darauf hin, daß man ihn aufgegeben hat: Er wird im Krankenhaus isoliert, einen Cholerafall in der DDR hat es »nie gegeben«. Der Vorabdruck dieser satirischen Geschichte löste eine Lawine von offiziellen Protesten aus, aber Strittmatter war zu keiner Änderung bereit. Seitdem lag der Text in Strittmatters Mappe »Geschichten ohne Heimat« und wird nun erstmals in Buchform veröffentlicht.