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Schöpferische Prozesse wahrnehmen und in ihrer grundsätzlichen Bedeutung verstehen zu wollen, ist Anliegen dieses Buches. Sie werden als Grundbewegungen untersucht, durch welche die Menschen überhaupt erst zu neuen Selbst- und Weltbildern kommen. Dies geschieht in vieldimensional zu beschreibenden Umbrüchen und Umstrukturierungsprozessen, durch die grundsätzlich neue Wahrnehmungs-, Erfahrungs- und Denkweisen hervorgebracht werden.
In einer besonderen Weise sichtbar wird dies in den Entstehungsprozessen großer Werke, die eine ganze Zeitepoche bis in das Lebensgefühl der Menschen hinein verändern. Am Beispiel Picassos kann dieser dimensionale Schritt nachvollzogen werden. Prozesse, die zu Wendepunkten im Leben jedes einzelnen Menschen führen können, werden beispielhaft am Übergang des Kleinkindes von der Kritzelzeichnung zum gegenständlichen Zeichnen vergegenwärtigt. All dies hat Folgen für das Verständnis schöpferischer Prozesse. Schöpferische Prozesse sind keine besonderen Vorkommnis se, sondern im Grunde der Vorgang, aus dem deutlich wird, dass und wie der Mensch zu einem welt-gebildeten und welt-bildenden Akteur wird. Pädagogen, die kreative Prozesse fördern möchten, müssten ihre Rolle neu definieren, dürften sich selbst und ihr Wissen nicht als außerhalb des Prozesses sehen. Erst die Einsicht in dieses Prozessgeschehen und die gleichzeitige aktive Mitgestaltung darin machen schöpferisch.
About the author
Dr. phil. Ursula Stenger, geb. 1964, ist wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Pädagogik I der Universität Würzburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Pädagogische Anthropologie und Phänomenologie, Ästhetische Bildung und Pädagogik der Frühen Kindheit.