Read more
Die Biographie erschließt zum ersten Mal systematisch das Leben und das literarische Schaffen des Schriftstellers Manès Sperber (1905 - 1984). Seine Kindheit im ostgalizischen Stetl, die Jugend in Wien im Umkreis der individualpsychologischen Schule Alfred Adlers, die ersten beruflichen Erfolge in Berlin und die Reisen nach Moskau und Jugoslawien sowie in Frankreich und in der Schweiz bilden den Rahmen für die Wirkung des Psychologen, des politischen Schriftstellers und des Dichters, der seit der Rückkehr aus der Emigration 1945 in Paris seine zweite Heimat gefunden hat.
Mit besonderem Bedacht sind die psychologische Schulung des späteren leidenschaftlichen Psychologen sowie die politische Reifung des Kommunisten herausgearbeitet worden, der 1927 der KPD beigetreten war, sich jedoch zehn Jahre danach enttäuscht und verraten vom Kommunismus lossagte. Obwohl er sich der französischen Kultur verpflichtet fühlte, blieb Deutsch für ihn doch stets die Sprache seiner Literatur. Einige seiner Essays und publizistischen Beiträge verfaßte er auf Französisch, sein gesamtes belletristisches Werk hingegen auf Deutsch.
Sperbers Leben war von Konflikten geprägt. Kritiker der 68er Revolte, der er war, suchte er dennoch stets den Dialog mit jungen Generationen, insbesondere in Deutschland und Österreich. Als er sich im Herbst 1983, kurz vor seinem Tod, in seiner Dankesrede aus Anlaß der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main für ein starkes und unabhängiges Europa einsetzte, löste dies einen politischen Skandal in Deutschland aus.
About the author
Mirjana Stancic, geboren 1953 in Zagreb, ist Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Schriftstellerin. Zahlreiche Buchveröffentlichungen über neuere österreichische Literatur, Belletristik und Philosophie sowie jugoslawische Frauenliteratur.