Read more
Im März 1942 geht Albert Speer seit gut fünf Jahren mit mittlerweile über 1.000 Mitarbeitern seiner Tätigkeit Berlin neuzugestalten nach. Zu diesem Zeitpunkt führt Adolf Hitler in einem seiner Monologe aus, Berlin würde "als Welthauptstadt nur mit dem alten Ägypten, Babylon oder Rom vergleichbar sein". Drei Monate darauf erläutert er, eine mögliche Umbenennung Berlins in "Germania" würde der Germanisierung Europas "nachhaltigen Auftrieb" geben. Trotz dieser getrennten Nennung von "Germania" und "Welthauptstadt", die der Öffentlichkeit erst durch die 1951 von Henry Picker publizierten "Tischgespräche" bekannt werden, entstand die Legende, Albert Speer sei mit der Planung der "Welthauptstadt Germania" beauftragt gewesen. Im Klappentext der 1969 veröffentlichten "Erinnerungen" Albert Speers stellt der Propyläen-Verlag vor: "Es ist der Lebensbericht eines Mannes, der Hitler zwölf Jahre lang in einzigartigen und widersprüchlichen Positionen verbunden war: Als Architekt der Welthauptstadt Germania, als Freund nächtlicher Tischrunden in der Reichskanzlei und auf dem Berghof, als Technokrat und Organisator eines bestaunten Rüstungswunders und schließlich als unerwarteter und wirksamer Widersacher." Damit war 1969 ein plakativer Markenbegriff - Welthauptstadt Germania - geschaffenen worden, der die Spuren der Tätigkeit Speers zusammenfasst, die bis heute Historiker, Stadtplaner, Architekten und viele andere faszinieren. Bei seinen Erkundungen des Untergrundes ist der Berliner Unterwelten e.V. auf eine Reihe dieser Spuren gestoßen. Sie sind in der Ausstellung]Mythos Germania [ zusammengestellt worden wie auch die "Schatten", die nicht direkt greifbaren Folgen der Tätigkeit des Generalbauinspektors - die Enteignung und Deportation jüdischer Berliner und der Abriss alter Stadtviertel. Dagegen wurde von zwei beispielhaften Ausnahmen abgesehen - der Flughafen Tempelhof und das Reichsluftfahrtministerium - auf die Darstellung der Architektur in Berlin zwischen1935 und 1943 verzichtet. Der Katalog fasst die Ausstellung in Buchform zusammen und erweitert sie um Überlagerungskarten, Namens- und Ortsverzeichnisse, um den Besuchern und Lesern den Weg zu den Spuren in und um Berlin zu weisen.