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Karl der Kahle war wohl wirklich kahl. Auch im neunten Jahrhundert galt das nicht als Vorzug. Deshalb sah sich dieser Westfrankenkaiser genötigt, ein entsprechendes Gedicht in Auftrag zu geben, in dem Kahlheit als besondere Auszeichnung des Schicksals gepriesen wurde. Diese Werbeschrift ist uns erhalten und ein Beleg dafür, dass man sich auch in einem so zeugnisarmen Jahrhundert wie dem besagten neunten auf Werbung immer verlassen kann.
Das Mittelalter liebte diese herrscherlichen Beinamen. Sie dienten zur besseren Unterscheidung - wer kam schon klar mit all den nummerierten Heinrichs usw.? - und konnten Respekt ausdrücken oder auch Spott, Häme, Charaktereigenschaften oder biographische Fakten (etwa der »Gebissene«). Reinhard Lebe hat dies alles höchst vergnüglich erzählt und ausgeleuchtet.
About the author
Dr. phil. Reinhard Lebe, geboren 1935 in Berlin, hat Geschichte, Germanistik und Theaterwissenschaft studiert. Von 1962 bis 1995 war er Lektor und Cheflektor in deutschen Verlagen; seither ist er freier Publizist. 1964 erschien sein Buch 'Ein deutsches Hoftheater in Romantik und Biedermeier', 1969 seine heitere Untersuchung der historischen Beinamen 'War Karl der Kahle wirklich kahl?', die noch immer lieferbar ist. Auch seine venezianische Geschichte 'Als Markus nach Venedig kam' ist wiederholt nachgedruckt worden.
Report
"Ein historisches und sehr lebendiges Panorama aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel erzählt Reinhard Lebe einfach gut. Aus seinen kleinen Porträts werden historische Miniaturen, die viel über die Zeit aussagen. Die Geschichten der Geschichte interessieren ihn und so entwickelt sich ein kurzweiliges Lesebuch, das auch ein wenig lehrreich ist." (Buchkultur)