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Nada Awar Jarrar erzählt behutsam von der inneren Zerrissenheit des heimatlosen Menschen. In einem leisen Ton legt sie die Wunden bloß, die Krieg, Flucht und Exil geschlagen haben. So entsteht ein eindringliches Porträt vom Lebensgefühl im kriegsversehrten Libanon, wahrhaftig und warmherzig zugleich.
Frühmorgens hängt der Nebel träge über dem großen Steinhaus, bis ihn die ersten Sonnenstrahlen vertreiben. Dann zieht der Duft von Ginster und Thymian durch die Fenster hinein in das Haus, das seit Jahrzehnten in einem drusischen Dorf im Libanongebirge steht. Nada Awar Jarrar erzählt von drei sehr unterschiedlichen Frauen, die eines gemein haben: Maysa, Aida und Salwa haben ihre Heimat verloren, durch wirtschaftliche Not und den Bürgerkrieg, der knapp zwei Jahrzehnte lang im Libanon gewütet hat und sie sehnen sich nach einem Leben in eben diesem Haus, einem paradiesischen Ort auf Erden. Die schwangere Maysa flieht aus dem vom Terror zerrütteten Beirut in das Bergdorf, weil sie ihr Kind nicht in einer brennenden Stadt zur Welt bringen will. Und weil sie getrieben ist von einer quälenden Sehnsucht nach der friedlichen Vergangenheit. Aida kehrt nach Jahren im Exil in ihre Heimat zurück, auf der Suche nach der glücklichen Zeit. Doch der zerrissene Nachkriegslibanon hat keine Ähnlichkeit mit dem Land, das in ihren Erinnerungen noch so lebendig ist. Die greise Salwa verbringt ihre letzten Tage in einem Pflegeheim im australischen Adelaide, und in den wenigen lichten Momenten läuft wie ein Film vor ihrem inneren Auge ihr Leben ab, ein in der Fremde erstarrtes Leben. Vielstimmig orchestriert Nada Awar Jarrar die Gefühle der Entwurzelung, die wie ein musikalisches Leitmotiv in den Schicksalen der drei Frauen erklingen.
About the author
Nada Awar Jarrar, geboren 1958 in Beirut, aufgewachsen bei den Großeltern in einem drusischem Dorf im Libanongebirge. Ab 1975 - nach Ausbruch des Bürgerkriegs - musste sie das Land verlassen und lebte zwanzig Jahre in London, Washington, Paris und Sydney. Mitte der 90er Jahre Rückkehr in die Heimat. Arbeit als Journalistin und Lehre des Kreativen Schreiben an der American University of Beirut.
Report
"Nada Awar Jarrars Prosa umhüllt den Leser wie ein poetischer Schleier, gewebt aus den Gerüchen, den Geräuschen und den Farben des alten Hauses, von dem dieser Roman erzählt. (...) Jarrar entführt den Leser in dieses Haus, das umgeben ist von einem geheimnisvollen, hypnotisierenden Zauber und das sich zugleich tadelnd der Brutalität des Krieges widersetzt. (...) Dieses lyrische Buch ist wunderschön." (Sunday Herald)
"Nada Awar Jarrars Erinnerungen an die Zeit im Libanon ermöglichen es ihr, das Land und die drei Frauen zum Leben zu erwecken. Ihre Figuren haben eine Tiefe, die sich damit erklären lässt, dass die Autorin tatsächlich Erlebtes schildert. Sie beschreibt mit einer subtilen Schlichtheit, die den Leser einnimmt und nicht mehr loslässt." (Observer)
"Nada Awar Jarrars Prosa erklingt in einem schlichten Ton, und in der Charakterisierung der Personen zeigt sich ein zärtlicher Humor, der uns Leser spüren lässt, dass sie alle ihre Figuren kennt." (Daily Telegraph)