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Ausgehend von neuen Erkenntnissen zum Aufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR und seinem unmittelbaren historischen Umfeld ordnen die Autoren die vielfältigen Protestaktionen in den anderen ost- und mitteleuropäischen Staaten in eine Krisengeschichte des realen Sozialismus ein.So werden die Juni-Erhebung und ihre Nachwirkungen mit anderen Konflikt- und Krisenkonstellationen in Beziehung gesetzt. Dies reicht vom Volksaufstand in Ungarn 1956 über den Prager Frühling 1968, die Streikbewegungen in Polen bis zu den friedlichen Revolutionen 1989/90.Behandelt werden die Fehlentscheidungen in der Wirtschaftspolitik, die Vernachlässigung wichtiger sozialer Gruppen, das fehlende Instrumentarium einer tauglichen Krisenprävention, die inneren Auseinandersetzungen in den kommunistischen Führungsgremien, die Rolle der Sicherheitsdienste und die Schlußfolgerungen der Moskauer Zentrale mit den sich daraus ergebenden neuen Strategien. In einem gesonderten Teil wird nach der Einflußnahme durch den Westen gefragt und die Rolle der Medien untersucht, auch die Reaktionen im Westen finden hier Eingang. Mit dem vorliegenden Band wird ein wichtiger Versuch unternommen, die Ereignisse in der DDR aus ihrer bislang isolierten Betrachtung zu lösen und in einen vergleichenden historischen Kontext zu stellen.
About the author
Henrik Bispinck ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, Abteilung Berlin.
Hans-Hermann Hertle: Jahrgang 1955; Studium der Geschichte und Politikwissenschaft in Marburg und Berlin; Dr. phil.; wissenschaftlicher Publizist und Sozialforscher; 1985 - 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung an der Freien Universität Berlin; seit 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Zahlreiche Buchveröffentlichungen zur Sozial- und Zeitgeschichte.
Summary
Die Aufstände im Ostblock haben als antitotalitäre und antisowjetische Bewegungen eine enorme Faszination auf die Zeitgenossen ausgeübt. Neben der Bewunderung für das Wagnis der Menschen, in einem System, das Meinungsfreiheit nach Kräften unterdrückte, für ihre Ideen auf die Straße zu gehen und Veränderungen einzufordern, spielte dabei auch die Hoffnung eine Rolle, der sowjetische Koloß möge ins Wanken geraten.
Waren die Erhebungen vom 17. Juni 1953 über den ungarischen Volksaufstand von 1956 und den Prager Frühling von 1968 bis hin zur Solidarnosc-Bewegung in Polen 1980/81 noch gewaltsam beendet worden, kam das gewaltfreie Ende der kommunistischen Regime 1989/90 in den betroffenen Ländern für viele Zeitgenossen einem Wunder gleich.
Erstmals werden mit dem vorliegenden Band die Aufstände 1953 in der DDR und ihre Nachwirkungen mit anderen Konflikt- und Krisenkonstellationen in Beziehung gesetzt, aus ihrer bislang isolierten Betrachtung gelöst und in einen vergleichenden historischen Kontext zu den Erhebungen in anderen Ostblockstaaten gestellt.
'Bis auf den 17. Juni gilt: Über die Aufstände in Osteuropa und der UdSSR ist zu wenig bekannt. Dieser Band schlägt Schneisen in die Fülle von Aufständen und formuliert Forschungsperspektiven. Alles in allem ist den Autoren ein faszinierendes Panorama von Krisen, Konflikten und Aufständen gelungen.' (Die politische Meinung)