Read more
Die Erzählungen bringen uns Frauen nahe, über die höchst selten geschrieben wird: Arbeiterinnen, Bauersfrauen, Putzhilfen, Patientinnen in psychiatrischen Kliniken, politisch engagierte Intellektuelle, Krankenschwester und Ärztinnen in Provinzstädten, Frauen aus Armenvierteln am Rande der Großstadt. Ihr Leben, ihre Gefühle, ihre Schicksale sind oft jenseits ihres eigenen Wirkens determiniert, sie leben nicht nach eigenen Vorstellungen. Nicht weil es die Vorsehung so will, sondern weil soziale Grenzen, oft von der Armut mitgeprägt, als gegeben gelten und diese zu überwinden sehr viel kosten kann. Mal das seelische Gleichgewicht oder die geistige Gesundheit, mal die Träume, mal die Freiheit und manchmal sogar das Leben. Aber keine dieser Erzählungen endet in Hoffnungslosigkeit, keine ist ohne ein Lichtblick, im Gegenteil. Der Kampf um die Freiheit, um die eigenen Träume und Visionen lohnt sich, vermittelt die Autorin. Nur Träume und Visionen, an denen man glaubt und festhält, können etwas verändern, etwas Neues auf die Beine stellen. So ist die Bäuerin aus der Schwarzmeergegend, Rabia Hanm, eine beispielhafte Frauenfigur, an der sich heutige Generationen von Frauen orientieren können: entschlossen, nüchtern, naturverbunden und voller Kraft, einzig ihrem gesunden Menschenverstand verpflichtet, in jeder Lebenslage von der Liebe getragen. Die Liebe ist in den meisten Erzählungen jene Quelle, die Kraft zum Leben gibt, die einem völlig unerwartet begegnen kann und die tiefe Bedrücktheit in Lebenslust umwandelt.