Read more
Die feministische Forschung hat deutlich gemacht, wie produktiv eine Auseinandersetzung mit den vielfachen Bezügen und Wechselwirkungen zwischen den Identitätskonzepten Nation und Geschlecht ist. Der Sammelband knüpft chronologisch wie thematisch an die Publikation Geschlecht und Nationalismus in Mittel- und Osteuropa an.
Im Mittelpunkt steht die Phase neuer (National-)Staatsgründungen nach dem Ersten Weltkrieg, die für viele der nationalen Bewegungen in Mittel- und Osteuropa die Erfüllung ihrer Ziele bedeutete und zugleich neue Nationalismen und neue Nationalitätenkonflikte hervorbrachte. Die Beiträge untersuchen zum einen, wie Geschlechterverhältnisse in den neuen, nationalstaatlich konstituierten politischen Einheiten ausgehandelt wurden.
Zum anderen werden Geschlechterbilder und geschlechtsspezifische Erfahrungen in den Kontext von Nationalisierungsprozessen gestellt.
Die Autorinnen und Autoren machen anhand von Fallbeispielen nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch groß e Differenzen innerhalb Osteuropas (auf das sich die Mehrheit der Beiträge bezieht) sichtbar. Die internationale Debatte um Nation und Geschlecht erhält damit für die Zwischenkriegszeit vielfältige Vergleichsmöglichkeiten zu diesem Raum.
List of contents
Aus dem Inhalt:
I. Andrea Feldman: Yugoslavia Imagined. Women and the Ideology of Yugoslavism (1918-1939)
Claudia Kraft: Das Eherecht in der Zweiten Polnischen Republik (1918-1939) und das gescheiterte Ideal gleichberechtigter Staatsbürger
Dobrochna Kalwa: Frauen im nationalen Lager der Zweiten Polnischen Republik
Margaret McFadden: In/Outsider: Hella Wuolijok's Identities and Virginia Woolfs Three Guineas.
II. Ann-Catrin Östman: Finnish Citizens on Swedish Soil - Yeomanry, Masculinity and the Position of the Swedish Minority in Finland
Martin Schulze Wessel, Der Priester soll Bürger werden - Priesterzölibat und bürgerliche Geschlechterordnung in Böhmen bzw. der Tschechoslowakei
Gertrud Pickhan: Wo sind die Frauen? Zur Diskussion um Weiblichkeit, Männlichkeit und Jüdischkeit im Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund (Bund) in Polen
Tatiana Osipovich: The New Woman in Early Soviet Fiction: Bolshevik Ideology and Popular Mythology
Elen a Gapova, Women s Question in Soviet Byelorussia and Western Belarus, 1921-1939
Angela Koch: Von männlichen Tätern und weiblichen Räumen. Geschlechtercodes in antipolnischen Diskursen nach dem Ersten Weltkrieg
Marike Werner: Nation und Geschlecht als Deutungsmuster in Romanen vom polnisch-deutschen Grenzstreifen nach 1918
Alicja Kusiak, Polin, Patriotin, Frau. Über die Konstruktion von Weiblichkeit in Rekonstruktionen der Vergangenheit
Dietlind Hüchtker: Der Blick von der Peripherie. Die Erinnerungen der polnischen Frauenbewegung und der galizischen Unabhängigkeitsbewegung an das geteilte Polen.
Der Band enthält zusammenfassende Kommentare zu den Themenblöcken.
About the author
Johanna Gehmacher, geb. 1962, ist Professorin für Geschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.
Elizabeth Harvey, geboren 1957, ist Professorin für Geschichte an der University of Nottingham. Sie forscht und veröffentlicht zur Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, insbesondere zu Fragen der gender history.
Sophia Kemlein, geb. 1960, ist Historikerin und seit 1996 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Institut Warschau tätig. Dort betreut sie den Schwerpunkt "Historische Frauen- und Geschlechterforschung".