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Im Juni 1900 begannen chinesische Truppen und Boxerverbände das Gesandtschaftsviertel in Peking zu belagern. Verbände der sogenannten Boxer, ursprünglich aus Kampfkunstgruppen entstanden, hatten sich seit Monaten in Nordchina gegen den zunehmenden Einfluss westlicher Kolonialmächte in China zur Wehr gesetzt und waren auch von Regierungstruppen unterstützt worden. Nach der Ermordung des deutschen Gesandten Clemens von Ketteler hielt Kaiser Wilhelm II. seine berüchtigte »Hunnenrede«, und die westlichen Mächte schickten unter Leitung Graf Waldersees Militär nach China. Die Intervention wurde zur verheerenden Strafaktion: Tausende von Chinesen wurden getötet, Landstriche verwüstet, Kulturschätze geplündert.Die Beiträge des vorliegenden Buches bieten einen umfassenden Überblick über die Ereignisse dieses Kolonialkriegs in China 1900/01, der als »Niederschlagung der Boxerbewegung« bekannt geworden ist. Ein internationales Autorenteam beleuchtet die Ursachen und Hintergründe der Boxerbewegung, schildert ausführlich den Kriegsverlauf, analysiert die deutschen Ziele des Feldzuges und zeigt die Konsequenzen des Krieges für China und Deutschland auf. Wichtige Aspekte der Erinnerung und der heutigen Wahrnehmung der Boxer werden ergänzend behandelt. Der Band vermittelt neue Einsichten in das Zusammenwirken der einzelnen Akteure, in das Spannungsverhältnis zwischen Kolonialem und »Modernem«, zwischen kriegerischen Absichten und »menschlichen« Erkenntnissen vor Ort, zwischen kolonialer Vergangenheit und heutiger »nostalgischer« Erinnerung.
About the author
Mechthild Leutner studierte Sinologie, Geschichte und Politischen Wissenschaft in Bochum und Peking. Sie ist Universitäts-Professorin für Sinologie am Ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin und Direktorin des Konfuzius-Instituts an der FU. Arbeitsschwerpunkte: Neuere und Neueste Geschichte Chinas, Wissenschaftsgeschichte, deutsch-chinesische Beziehungen; Herausgeberin der Zeitschrift »Berliner China-Hefte« und der monographischen Reihe »Berliner China Studien«.
Klaus Mühlhahn, Jahrgang 1963, studierte Sinologie, Theaterwissenschaften, Literatur und Geschichte in Berlin und Taipeh. Er ist Professor für Chinesische Geschichte der Gegenwart an der Universität Turku, Finnland und Direktor des dortigen Centre for East Asian Studies. Arbeitsschwerpunkte: Sozial- und Kulturgeschichte des modernen China, interkulturelle Beziehungen sowie die Geschichte der Rechtsstrafen und der Kriminaljustiz in China.