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Geschichte scheint seit den 1990er-Jahren Hochkonjunktur zu haben. Zur «Aufarbeitung der Vergangenheit» wurden zahlreiche Historikerkommissionen und beträchtliche öffentliche Mittel eingesetzt, und historische Jubiläums- und Gedenkfeierlichkeiten schossen wie Pilze aus dem Boden. Doch wie steht es heute mit der Vermittlung von historischem Wissen? Lange hat «Geschichte» vornehmlich im Geschichtsunterricht und in Geschichtsbüchern «stattgefunden», heute scheinen Theater, Museumsanimationen, Fernsehen, Kino und das Internet diesen klassischen Kanälen den Rang abzulaufen. Angesichts der Überflutung der Gesellschaft mit «Geschichte» stellt sich die Frage nach Sinn, Zweck und Möglichkeiten der Vermittlung von Geschichte neu: Welche Geschichtsbilder werden über die neuen (und alten) Kanäle vermittelt, wie beeinflussen sie unser Geschichtsbewusstsein und damit unser Handeln? Was bedeutet dies für einen «zeitgemässen» Geschichtsunterricht an Schulen? Wie steht es mit dem traditionellen Anspruch an die Geschichte, die Jugend zur Ausübung staatsbürgerlicher Rechte und Pflichten vorzubereiten, zu Toleranz und Demokratie zu erziehen?
List of contents
Schwerpunkt
Roger Sablonier: Schweizergeschichte: ein Sonderfall?
Charles Heimberg: Comment communiquer l'histoire, la transmettre et la faire construire à l'école?
Interview mit Heinz Horat (von Jonas Römer): Vermittlung durch Inszenierung. Das historische Museum als 'Depot' und Schauspieler als 'Lagerführer'
Jeanne Pont, Irène Herrmann, Jonas Römer: Quand l'histoire s'expose. Transmission et mise en scène du passé dans les musées d'arts et d'histoire genevois
Evgenija Kolomenskaja: Russie: Un présent aux passés pluriels
Irène Herrmann: L'histoire entre Eltsine et Poutine. La vision du passé dans le discours politique russe
Boriana Panayotova: Les limites des transformations possibles au récit scolaire d'histoire nationale en Bulgarie
Frédéric Demers: Fiction sérielle et conscience historique dans le Québec d'aujourd'hui
Gerald Munier: Geschichte im Comic. Können ernsthafte historische Themen auch in Form von Bildergeschichten behandelt werden?
Debatte:
Peter Kamber: Hitler als 'Charismatiker'? - 'Zweiter Dreissigjähriger Krieg?' Zur Kritik an Hans Ulrich Wehlers 'Deutscher Gesellschaftsgeschichte'
Kurt Messmer: Der geschichtsdidaktische Röstigraben. Anmerkungen aus der Deutschschweiz zur Westschweizer Revue 'Le cartable de Clio'
Summary
Geschichte scheint seit den 1990er-Jahren Hochkonjunktur zu haben. Zur 'Aufarbeitung der Vergangenheit' wurden zahlreiche Historikerkommissionen und beträchtliche öffentliche Mittel eingesetzt, und historische Jubiläums- und Gedenkfeierlichkeiten schossen wie Pilze aus dem Boden. Doch wie steht es heute mit der Vermittlung von historischem Wissen? Lange hat 'Geschichte' vornehmlich im Geschichtsunterricht und in Geschichtsbüchern 'stattgefunden', heute scheinen Theater, Museumsanimationen, Fernsehen, Kino und das Internet diesen klassischen Kanälen den Rang abzulaufen. Angesichts der Überflutung der Gesellschaft mit 'Geschichte' stellt sich die Frage nach Sinn, Zweck und Möglichkeiten der Vermittlung von Geschichte neu: Welche Geschichtsbilder werden über die neuen (und alten) Kanäle vermittelt, wie beeinflussen sie unser Geschichtsbewusstsein und damit unser Handeln? Was bedeutet dies für einen 'zeitgemässen' Geschichtsunterricht an Schulen? Wie steht es mit dem traditionellen Anspruch an die Geschichte, die Jugend zur Ausübung staatsbürgerlicher Rechte und Pflichten vorzubereiten, zu Toleranz und Demokratie zu erziehen?