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Die in diesem Band enthaltenen frühen Arbeiten Viktor von Weizsäckers dokumentierten das spannungsvolle Nebeneinander von Naturwissenschaft und Naturphilosophie, das, als vorläufige Antwort Weizsäckers auf das einseitige klassische naturwissenschaftliche Denken der Medizin, seine Studien- und Assistenzzeit bestimmte. Nach dem Ersten Weltkrieg begriff er dieses »Doppelleben« als Ausdruck des Versagens empirischen und philologischen Erkennens vor der Aufgabe, einen verantwortlichen Umgang mit der Natur und der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu ermöglichen. Aus dieser Krisenerfahrung entstand Weizensäckers Versuch, zunächst aus einem religiösen Impuls durch Wissenschaftskritik und Philosophiekritik, später aber durch die Entwicklung einer medizinischen Anthropologie, d.h. durch eine veränderte Auffassung der Naturvorgänge, zur Überwindung der »Spaltung der Vernunft« beizutragen. Die Konflikte zwischen Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie sowie die Frage nach ihren individuellen und historischen Auswirkungen geben den Texten des Bandes mehr als nur historische und biographische Bedeutung. Sie tragen bei zum Verständnis der Konflikte gegenwärtiger Medizin, die auf diesem Hintergrund entstanden sind.
List of contents
Aus dem Inhalt:
Herzphysiologie
Beitrag zur Frage der Blutgeschwindigkeit bei Anämie / Neue Versuche zur Theorie der Muskelmaschine / Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens / Über das Prinzip der Beziehung zwischen Muskelmasse, Muskelform und Arbeitsform, besonders beim Herzen / Die Entstehung der Herzhypertrophie / Stoffwechsel und Wärmebildung des Herzens / Fortschritte der Physiologie und Pathologie des Herzens
Naturphilosophie
Neovitalismus / Kritischer und spekulativer Naturbegriff / Empirie und Philosophie
Kritische Wende
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Grundfragen der Naturphilosophie / Wissenschaft und Volkshochschule. Offener Brief an den Herausgeber / Über Gesinnungsvitalismus / Das Antilogische
en
Besprechung von: N. Ph. Tendeloo: Allgemeine Pathologie / Besprechung von: E. Kretschmer: Körperbau und Charakter / Besprechung von: O. Bumke: Kultur und Entartung / Besprechung von: A. Strümpell: Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten
Anhang
Zur Edition - Editorische Notiz / Literatur, Anmerkungen / Biographische Stationen / Personenverzeichnis / Sachverzeichnis
Viktor von Weizsäcker Gesammelte Schriften in 10 Bänden Inhaltsübersicht
About the author
Dieter Janz, em. Ordinarius für Neurologie der Freien Universität Berlin, Mitherausgeber der Gesammelten Schriften Viktor von Weizsäckers.
Carl Friedrich von Weizsäcker, geb. am 26. Juni 1912 in Kiel, war Professor für Physik in Straßburg und Göttingen, arbeitete am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin sowie am Max-Planck-Institut in Göttingen und wurde dann Professor für Philosophie in Hamburg. 1957 organisierte er die 'Erklärung der Göttinger Achtzehn', den Protest deutscher Wissenschaftler gegen die Bewaffnung der Bundeswehr mit Atomwaffen. Von 1969-80 war er Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg. Carl Friedrich von Weizsäcker wurde mit zahlreichen internationalen wissenschaftlichen Preisen sowie dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1963) ausgezeichnet. 2007 verstarb Carl Friedrich von Weizsäcker.
Summary
Die in diesem Band enthaltenen frühen Arbeiten Viktor von Weizsäckers dokumentierten das spannungsvolle Nebeneinander von Naturwissenschaft und Naturphilosophie, das, als vorläufige Antwort Weizsäckers auf das einseitige klassische naturwissenschaftliche Denken der Medizin, seine Studien- und Assistenzzeit bestimmte. Nach dem Ersten Weltkrieg begriff er dieses »Doppelleben« als Ausdruck des Versagens empirischen und philologischen Erkennens vor der Aufgabe, einen verantwortlichen Umgang mit der Natur und der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu ermöglichen. Aus dieser Krisenerfahrung entstand Weizensäckers Versuch, zunächst aus einem religiösen Impuls durch Wissenschaftskritik und Philosophiekritik, später aber durch die Entwicklung einer medizinischen Anthropologie, d.h. durch eine veränderte Auffassung der Naturvorgänge, zur Überwindung der »Spaltung der Vernunft« beizutragen. Die Konflikte zwischen Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie sowie die Frage nach ihren individuellen und historischen Auswirkungen geben den Texten des Bandes mehr als nur historische und biographische Bedeutung. Sie tragen bei zum Verständnis der Konflikte gegenwärtiger Medizin, die auf diesem Hintergrund entstanden sind.