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In unserer modernen Welt scheint kein Platz mehr für sie - und doch gibt es sie noch: die regionalen Trachten Deutschlands. Einst als Kleidungsstücke für festliche Anlässe liebevoll handgenäht, sind sie wahre Zeitkapseln: In ihren Schnitten und metallischen Schmuckdetails steckt Geschichte von der Renaissance über Barock bis hin zum Biedermeier, während ihre Stickereien von uraltem Teufelsglauben oder von der bäuerlichen Emanzipation vom Adel erzählen.
Der junge Berliner Fotograf Gregor Hohenberg bereiste mit seiner Kamera für viele Monate die gesamte Bundesrepublik, von Westen bis Osten, von den Nordsee-Inseln bis Bayern. Überall traf Hohenberg dabei auf Enthusiasten, oft im lokalen Trachtenverein, die diese Kleider hegen und pflegen. Sie sehen sie als das, was sie tatsächlich sind: Wertvolle kulturelle Artefakte, deren Farbenpracht an Spanien, Mexiko oder gar Asien erinnert. Eine Couture des
Volkes, in der traditionelle Handwerkstechniken überlebt haben.
Viele der mehr als 118 Porträts und stilisierten Szenen erinnern an altmeisterliche Gemälde. Hohenberg fotografierte die Trachten an Frauen, Männern und Kindern, die er vor Ort traf und um Mitwirkung an seinem Projekt bat. Dadurch kommt etwas Neues in die Bilder: Sie zeigen Menschen von heute in einer Kleidung, die ihre eigene Geschichte erzählt. Der Stolz und die Freude daran ist ihnen anzusehen.
Ein Buch für alle, die professionell mit Mode zu tun haben und deren Wurzeln nachspüren wollen (Vorbild der Chanel-Jacke mit ihren Bortenkanten war nicht zufällig ein Trachtenjanker). Und ein Buch für Ästheten in aller Welt - vom japanischen Blogger bis zur New Yorker Kostümhistorikerin -, die darin eine Kleidungsform voller Würde, unaffektierter Extravaganz und stilisierter Spielfreude entdecken können.
