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In der Tradition der Bewegung für allgemeine Menschen- und Bürgerrechte stehend, ging und geht es feministischen Theoretikerinnen zunächst darum zu klären, warum diese Rechte, obwohl formal auch Frauen zugestanden, für den weiblichen Lebenszusammenhang in so vieler Hinsicht bis in die Gegenwart wirkungslos geblieben sind. Dies erfordert, wie die Beiträge dieses Buches zeigen, eine grundlegende Transformation politischer Theorie. Demgemäß ist das zentrale Anliegen feministischer Theorie eine neue Sichtweise von Sexualität und Reproduktion, die die Rechte von Frauen auf Selbstbestimmung und körperliche Integrität würdigt und damit allererst die Voraussetzungen dafür schafft, daß Rechte auf persönliche Freiheit und Privatheit als allgemeine zur Geltung kommen können. Zum anderen richtet sich die feministische Kritik gegen den etablierten akademischen Diskurs: einerseits gegen die Denkformen und Praktiken einzelner wissenschaftlicher Disziplinen, andererseits gegen die von der Philosophie verwaltete »Kultur der Rationalität«. In beiden Fällen wendet sie sich nicht primär gegen rechtfertigungsbedürftige Ansprüche auf Intersubjektivität, sondern auf die schlechte Universalität einer rationalistischen und szientistischen Rhetorik, hinter der sich nicht nur der Standpunkt einer professionellen Elite, sondern auch die Parteilichkeit einer männlichen Subjektivität verbirgt.
List of contents
List, Elisabeth: Denkverhältnisse. Feminismus als Kritik (Ü.: Herlinde Studer), . Young, Iris Marion: Humanismus, Gynozentrismus und feministische Politik. Gould, Carol C.: Private Rechte und öffentliche Tugenden: Frauen, Familie und Demokratie (Ü.: Hans-Georg Zilian). Mac Kinnon, Catharine A.: Feminismus, Marxismus, Methode und der Staat: Ein Theorieprogramm (Ü.: Herlinde Studer). Jaggar, Alison M.: _. Mc Bride, William L.: Reproduktion als männliche Ideologie (Ü.: Hans-Georg Zilian). Petchesky, Rosalind Pollack: Reproduktive Freiheit: Jenseits "des Rechts der Frau auf Selbstbestimmung" (Ü.: Ulrike Ackermann). Kittay, Eva Feder: Pornographie und die Erotik der Herrschaft (Ü.: Hans-Georg Zilian). Rich, Adrienne: Zwangsheterosexualität und lesbische Existenz (Ü.: Renate Stendhal). Keller, Evelyn Fox: Feminismus und Wissenschaft (Ü.: Elisabeth List / Herlinde Studer / Esther Tamm). Hubbard, Ruth: Hat die Evolution die Frauen übersehen? (Ü.: Hans-Georg Zilian). Lerner, Gerda: Welchen Platz nehmen Frauen in der Geschichte ein? (Ü.: Ebba D. Drolshagen). Alte Definitionen und neue Aufgaben. Smith, Dorothy E.: Eine Soziologie für Frauen (Ü.: Hans-Georg Zilian). Harding, Sandra: Geschlechtsidentität und Rationalitätskonzeptionen. Eine Problemübersicht (Ü.: Herlinde Studer). Benhabib, Seyla: Der verallgemeinerte und der konkrete Andere. Ansätze zu einer feministischen Moraltheorie (Ü.: Herlinde Studer). Marcil-Lacoste, Louise: Die Trivialisierung des Begriffs der Gleichheit (Ü.: Herlinde Studer). Benjamin, Jessica: Herrschaft - Knechtschaft: Die Phantasie von der erotischen Unterwerfung (Ü.: Cornelia Holfelder-von der Tann). Ruth, Sheila: Methodokratie und Misogynie. Sexismus im philosophischen "Establishment" (Ü.: Herlinde Studer). Griffin, Susan: Der Weg aller Ideologie (Ü.: Ebba D. Drolshagen)
About the author
Elisabeth List, Studium der Philosophie, Geschichte und Soziologie in Graz, Konstanz und Berlin, Habilitation in Philosophie 1981, Professorin am Institut für Philosophie der Universität Graz. Gastprofessuren in Bergen (Norwegen), Klagenfurt, Innsbruck. Seit 1995 Leiterin der Arbeitsgruppe "Theorie, Kultur und Kritik" Theorie der Kulturwissenschaften unter Berücksichtigung der interdiszipliären Kulturforschung am Institut für Philosophie. Seit 1998 Leiterin der Arbeitsgruppe "Kulturwissenschaften der Geisteswissenschaftlichen Fakultät" an der Universität Graz. Forschungsschwerpunkte: Biotechnologie, Wissenschaftstheorie und Gesellschaftstheorie, Feministische Theorie und Wissenschaftskritik, Theorien des Körpers im kulturellen Kontext, Theorien des Lebendigen, Kulturtheorie und Theorie der Kulturwissenschaften.
Summary
In der Tradition der Bewegung für allgemeine Menschen- und Bürgerrechte stehend, ging und geht es feministischen Theoretikerinnen zunächst darum zu klären, warum diese Rechte, obwohl formal auch Frauen zugestanden, für den weiblichen Lebenszusammenhang in so vieler Hinsicht bis in die Gegenwart wirkungslos geblieben sind. Dies erfordert, wie die Beiträge dieses Buches zeigen, eine grundlegende Transformation politischer Theorie. Demgemäß ist das zentrale Anliegen
feministischer Theorie
eine neue Sichtweise von Sexualität und Reproduktion, die die Rechte von Frauen auf Selbstbestimmung und körperliche Integrität würdigt und damit allererst die Voraussetzungen dafür schafft, daß Rechte auf persönliche Freiheit und Privatheit als
allgemeine
zur Geltung kommen können. Zum anderen richtet sich die feministische Kritik gegen den etablierten akademischen Diskurs: einerseits gegen die Denkformen und Praktiken einzelner wissenschaftlicher Disziplinen, andererseits gegen die von der Philosophie verwaltete »Kultur der Rationalität«. In beiden Fällen wendet sie sich nicht primär gegen rechtfertigungsbedürftige Ansprüche auf Intersubjektivität, sondern auf die schlechte Universalität einer rationalistischen und szientistischen Rhetorik, hinter der sich nicht nur der Standpunkt einer professionellen Elite, sondern auch die Parteilichkeit einer männlichen Subjektivität verbirgt.