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Marcel Reich-Ranicki hatte schon anlässlich der "Stellvertreter"-Inszenierung am Broadway sich lustig gemacht über jene Literaten, die Ralf Hochhuths Durchschlagskraft allein mit seiner Themen-Wahl begründen. Das unterstrich Hans Mayer während des Filbinger-Prozesses: "Es wäre banal, das allein mit den sogenannten 'brisanten' Themen erklären zu wollen... brisant war das Grundprinzip allen Schreibens bei Hochhuth: das Ernstnehmen individueller Lebensentscheidungen."
Der Erzähler Hochhuth verdichtet die Konflikte dieser Mitmenschen zu jenen "unerhörten Begebenheiten", die das Merkmal einer Novelle sind; Novelle wie Storm sie auffasste als "epische Schwester des Dramas". Piero Rismondo beschrieb die Bereicherung der Erzählung durch dokumentarisch-essayistische Betrachtungen und notierte: "... machte Hochhuth aus dieser Methode eine Art eigene Kunstform, Prosa von schaurig packender Kraft, sie schließt sich einer großen deutschen Erzähltradition an. Man möchte sie klassisch, fast Kleistisch nennen."
About the author
Rolf Hochhuth, geb. 1.4.1931 in Eschwege, arbeitete nach Abschluss einer Buchdruckerlehre in verschiedenen Buchhandlungen in Marburg, Kassel und München. Nebenher war er Gasthörer an den Universitäten in Heidelberg und München. 1955 war er Lektor im Bertelsmann-Lesering und arbeitete an der Herausgabe verschiedener Werksausgaben und Erzählanthologien mit. Seit 1963 lebt Hochhuth als freier Autor in Riehen bei Basel. Der Schwerpunkt seiner Themen liegt auf der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Seine Werke sind mit dokumentarischem Beweis- und Belastungsmaterial angereichert, die Hochhuth in umfangreichen Recherchen zusammengetragen hat. Hochhuth wurde damit zu einem der Hauptvertreter des sogenannten Dokumentartheaters der 60er Jahre. Dabei entwickelte er sich zu einem der erfolgreichsten und umstrittensten Dramatiker in der deutschsprachigen Bühnenwelt. 1980 erhielt er den Literaturpreis der Stadt München und des Verbandes bayerischer Verleger sowie den Geschwister-Scholl-Preis für Literatur, 1990 den Jacob-Burckhardt-Preis der Basler Goethe Stiftung. 2001 folgte der Jacob-Grimm-Preis für seinen Einsatz um die deutsche Sprache.
Summary
Marcel Reich-Ranicki hatte schon anlässlich der "Stellvertreter"-Inszenierung am Broadway sich lustig gemacht über jene Literaten, die Ralf Hochhuths Durchschlagskraft allein mit seiner Themen-Wahl begründen. Das unterstrich Hans Mayer während des Filbinger-Prozesses: "Es wäre banal, das allein mit den sogenannten 'brisanten' Themen erklären zu wollen... brisant war das Grundprinzip allen Schreibens bei Hochhuth: das Ernstnehmen individueller Lebensentscheidungen."
Der Erzähler Hochhuth verdichtet die Konflikte dieser Mitmenschen zu jenen "unerhörten Begebenheiten", die das Merkmal einer Novelle sind; Novelle wie Storm sie auffasste als "epische Schwester des Dramas". Piero Rismondo beschrieb die Bereicherung der Erzählung durch dokumentarisch-essayistische Betrachtungen und notierte: "... machte Hochhuth aus dieser Methode eine Art eigene Kunstform, Prosa von schaurig packender Kraft, sie schließt sich einer großen deutschen Erzähltradition an. Man möchte sie klassisch, fast Kleistisch nennen."