Read more
Maximilian Kinder untersucht die Entstehung des deutschsprachigen Vertrauensbegriffs im Kontext der spätmittelalterlichen Mystik - eines Begriffs also, der nicht nur mit Blick auf Martin Luthers Fiduzialglauben eminente Wirkung entfaltet. Die Ausdifferenzierung der historischen Semantiken des Vertrauens (triuwe, getriuwen, getriuwunge) wird anhand sämtlicher Belege in Mechthilds von Magdeburg "Fließendem Licht der Gottheit" und Johannes Taulers Predigten analysiert. Beide Korpora schreiben sich mittels ihres Vertrauensbegriffs einer spezifischen Spiritualität ein, die noch in Meister Eckharts "Erfurter Reden" - nicht aber in dessen deutschsprachigen Predigten - sowie bei Hadewijch (ontrouwe) und Jan van Ruusbroec (betrouwen) begegnet. Die Ausarbeitung der methodischen 'Unentschiedenheit' des begriffsgeschichtlichen Zugriffs zwischen vorsprachlichen, textuellen und extratextuellen Realitäten vertieft das Verständnis einer diesbezüglich ebenso 'unentschiedenen' Mystik.
About the author
Maximilian Kinder ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Deutsche Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit bis 1700 mit einem Schwerpunkt auf der Texttheorie (Prof. Dr. Susanne Reichlin) der Universität München.
Summary
Kinder untersucht die Entstehung des deutschsprachigen Vertrauensbegriffs im Kontext der spätmittelalterlichen Mystik - ein Begriffs also, der nicht nur mit Blick auf Martin Luthers Fiduzialglauben eminente Wirkung entfaltet. Die Ausdifferenzierung der historischen Semantiken des Vertrauens (triuwe, getriuwen, getriuwunge) wird anhand sämtlicher Belege in Mechthilds von Magdeburg "Fließendem Licht der Gottheit" und Johannes Taulers Predigten analysiert. Beide Korpora schreiben sich mittels ihres Vertrauensbegriffs einer spezifischen Spiritualität ein, die noch in Meister Eckharts "Erfurter Reden" - nicht aber in dessen deutschsprachigen Predigten - sowie bei Hadewijch (ontrouwe) und Jan van Ruusbroec (betrouwen) begegnet. Die Ausarbeitung der methodischen 'Unentschiedenheit' des begriffsgeschichtlichen Zugriffs zwischen vorsprachlichen, textuellen und extratextuellen Realitäten vertieft das Verständnis einer diesbezüglich ebenso 'unentschiedenen' Mystik.