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Alte illustrierte Bücher der Alchemie haben hier ihren großen Auftritt, in Titelbildern und Phiolenbildern - beides Bildtypen, die verdichten: Chemische Elemente heiraten, metallene Bäume wachsen über Nacht. Die Alchemie blüht im 17. Jahrhundert in Europa auf, als die Ära der 'wissenschaftlichen Revolution' einsetzt. Sie speist sich aus antiker Mythologie und biblischer Überlieferung und findet ihre Authentizität im arabischen Kulturraum des 8. Jahrhunderts.
Alchemie und Augenschein handelt von Alchemisten, von spekulativen Naturphilosophen, die dem Geheimnis der Existenz auf die Spur kommen und den Stein der Weisen erschaffen wollen, ebenso wie von Alchemikern, von empirisch vorgehenden Laboranten, die in ihren 'Kunst- und Probierbüchlein' Wissen offen und nachvollziehbar vermitteln. Das spiegelt sich auch in der alchemistischen Bildsprache mit ihrer eigenen visuellen Rhetorik des Verhüllens und Zeigens.
Stefan Laube gelingt es, Alchemie nicht als irrationales Randphänomen, sondern als komplexes geistiges System freizulegen - an der Schnittstelle von Naturerkenntnis, Bilddenken und spiritueller Selbstdeutung. Der Autor bewegt sich in seinem fulminanten Beitrag zur Wissens- und Mediengeschichte der Vormoderne souverän zwischen Fachgeschichte, Bildwissenschaft und Religionsgeschichte und trägt zur Neubewertung frühneuzeitlicher Wissensformen bei.
About the author
Stefan Laube, 1964 geboren, ist Kulturwissenschaftler und Historiker. Er lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin und forscht an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel u. a. zu den Themen Religion und Materialität sowie zur Wissens- und Mediengeschichte. Seit 2024 leitet er gemeinsam mit Kollegen in Glasgow das britisch-deutsche Kooperationsprojekt Take me and Make It Happen. Über How-to-Bücher in der frühen Neuzeit. Zuletzt erschienen von ihm Der Mensch und seine Dinge. Eine Geschichte der Zivilisation, erzählt von 64 Objekten, Einladende Buch-Anfänge. Titelbilder des Wissens in der frühen Neuzeit und Tracts of Action. On How-to Books.
Summary
Alte illustrierte Bücher der Alchemie haben hier ihren großen Auftritt, in Titelbildern und Phiolenbildern – beides Bildtypen, die verdichten: Chemische Elemente heiraten, metallene Bäume wachsen über Nacht. Die Alchemie blüht im 17. Jahrhundert in Europa auf, als die Ära der »wissenschaftlichen Revolution« einsetzt. Sie speist sich aus antiker Mythologie und biblischer Überlieferung und findet ihre Authentizität im arabischen Kulturraum des 8. Jahrhunderts. Alchemie und Augenschein handelt von Alchemisten, von spekulativen Naturphilosophen, die dem Geheimnis der Existenz auf die Spur kommen und den Stein der Weisen erschaffen wollen, ebenso wie von Alchemikern, von empirisch vorgehenden Laboranten, die in ihren »Kunst- und Probierbüchlein« Wissen offen und nachvollziehbar vermitteln. Das spiegelt sich auch in der alchemistischen Bildsprache mit ihrer eigenen visuellen Rhetorik des Verhüllens und Zeigens.
Stefan Laube gelingt es, Alchemie nicht als irrationales Randphänomen, sondern als komplexes geistiges System freizulegen – an der Schnittstelle von Naturerkenntnis, Bilddenken und spiritueller Selbstdeutung. Der Autor bewegt sich in seinem fulminanten Beitrag zur Wissens- und Mediengeschichte der Vormoderne souverän zwischen Fachgeschichte, Bildwissenschaft und Religionsgeschichte und trägt zur Neubewertung frühneuzeitlicher Wissensformen bei.