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Das Wort kann sich nach Belieben vom Ding entfernen. Ja, es soll sich ruhig entfernen. Muss nicht immer Sprache können. Es wird dem Ding wieder irgendwann näherkommen, ja, vielleicht sogar überraschen. Können Dinge mehrere Identitäten haben und lose miteinander verbunden sein und sich verflüchtigen, während der Einfluss der Erinnerungen an sie ständig schwankt? Das schreibende Ich, das sich von mir entfernt, wird endlich Dinge sagen können, die mir fremd sind. Die nähere Umgebung bietet schon genug Möglichkeiten. Wer ist die Mutter, wer die Hecke, wer Staudamm, Brennholz, Schatten mit Fisch? Die Realität dringt über die Wahrnehmung in die Landschaft des Gedichts ein. Ich lasse die wissende Rede ruhen. Versuche mit den Kniescheiben und Schultern auszukommen, mit Abläufen, die keiner Idee zu folgen haben. - Farhad Showghi
Report
Es gehört zur Kunst des Dichters Farhad Showghi, sich das tiefe Staunen vor der Welt und den Wörtern zu bewahren, das am Anfang jeder substanziellen Dichtkunst steht. Dabei gestattet sich seine Poesie weder eine sinnliche Gewissheit noch die begriffliche Zurüstung der Welt. Es gibt stattdessen nur die Selbstbefragungen eines hochempfindlichen ästhetischen Bewusstseins, das sich vorsichtig an die Phänomene der Natur und die von Routinen beherrschte Alltagswelt herantastet und dabei alle stereotypen Zuschreibungen auflöst. ... Farhad Showghi ist ein einzigartiger Dichter der "Flüstersprache", der die Dinge so ins Licht zu rücken versteht, dass sie von sich aus zu strahlen beginnen. - Michael Braun, DLF Büchermarkt Mit seinem phänomenologischen Anspruch steht Showghi einmalig innerhalb der deutschen Lyriklandschaft. Es sind meist ... Prosameditationen, und selbst wenn sie sich auf bis zu drei Seiten in Versen entrollen, behalten sie diesen zögernden, zeitrafferartigen Gestus bei, der sich einer nicht schon bereitstehenden, sondern im Akt des mit allen Sinnen Vergegenwärtigens erst herausschälenden Sprache verdankt. Gleichzeitig leuchten im Fluss der Meditation Momente einer Biographie, eines unwillkürlichen Erinnerns auf, hinter dem sich unvorhergesehene Räume auftun. - Jan Volker Röhnert, FAZ