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In den meisten Teilen der Welt wird es als selbstverständlich betrachtet, dass Menschen, die eines schweren Verbrechens für
schuldig befunden werden, ins Gefängnis kommen. Die meisten Leute sind ziemlich überrascht, wenn sie hören, dass die
Bewegung zur Abschaffung der Gefängnisse auf eine lange Geschichte zurückblickt.
[Es scheint naheliegend], von der Annahme auszugehen, dass Gefängnisaktivist:innen - und sogar diejenigen unter ihnen, die sich selbst bewusst als 'Abolitionist:innen' bezeichnen - schlicht und einfach die Bedingungen im Gefängnis verbessern oder vielleicht eine noch grundsätzlichere Reform des Gefängnisses herbeiführen wollen.
Wenn [aber] ausschließlich die Frage der Reform ins Zentrum gerückt wird, werden die Debatten über Strategien der Entkerkerung, die den Kern unserer Gespräche über die Gefängniskrise bilden sollten, mehr oder weniger marginalisiert.
Heute ist die wichtigste Frage die, wie sich das weitere Anwachsen der Gefängnisbevölkerung verhindern lässt, und wie wir so viele der eingekerkerten Frauen und Männer wie möglich zurück an den Ort bekommen können, den die Gefangenen 'die freie Welt' nennen.
About the author
Angela Yvonne Davis ist Professorin für Mentalitätsgeschichte an der University of California in Santa Cruz. Im Lauf der letzten dreißig Jahre ist sie in zahlreichen Organisationen tätig gewesen, die gegen
die Repression im Umkreis des Gefängnissystems kämpfen.