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Im Dezember 2023 haben Züri West «Loch dür Zyt» herausgebracht, das Album sprang von Null auf Platz eins der Charts. Jetzt, ein Jahr später, legen Züri West nach. Doch diesmal ist es kein neues Album, sind es keine neuen Songs. Vielmehr sind es die alten Songs, die längst geschriebenen und oft gespielten, die nun zwischen Buchdeckeln noch einmal anklingen, in zwei schweren, in einem Schuber vereinten Bänden. Fast fünf Kilo wiegt das ganze Paket. Es kommt auch einiges zusammen. Vierzig Jahre Bandgeschichte werden hier noch einmal aufgerollt, ein Stück Schweizer Kulturgeschichte, die Mitte der Achtzigerjahre beginnt und bis in die Gegenwart reicht, dargestellt am Alltag und am musikalischen Schaffen von Züri West aus Bern.
Was die beiden Bände präsentieren, ist das Gegenteil von trockener Geschichtsschreibung. Es ist eine schnelle Erzählung, die das Bildkonzept und die Gestaltung von Chris Eggli auszeichnet, ein bewegendes Auf und Ab auf der Achterbahn der Gefühle. Ein ständiger Wechsel von Szenen und Stimmungen, von Tonlagen und Augenblicken, auch von Leichtigkeit und Melancholie. Eine Zeitreise, mal vergnügt, mal nachdenklich.
Der erste Band der Anthologie, schlicht «ZÜRI WEST» betitelt, reiht rund 1200 Fotografien aneinander, Konzertbilder, Bandbilder, Aufnahmen aus der Garderobe und dem Studio, einfach alles, so scheint es, was von Züri West je fotografisch dokumentiert wurde. Die nur mit knappen Legenden versehenen Bilder sind einmal klein und gedrängt auf eine Seite gesetzt, dann wieder in mehrseitigen, in sich geschlossenen Fotostrecken. Unter den Fotografinnen und Fotografen sind klingende Namen der Berner und Schweizer Presse- und Kulturfotografie der letzten Jahrzehnte: Annette Boutellier, Reto Camenisch, Alessandro della Valle, Monika Flückiger, Susanne Gutjahr, Christian Helmle, Caspar Martig, Jürg Ramseier und Flavia Schnyder. Die Aufnahmen werden ergänzt durch kurze, jeweils mit einem Albumtitel überschiebenen Texten, in denen die Band ihre eigene Geschichte erzählt, so, wie sich die Musiker heute daran erinnern. Geschrieben hat die Texte Samuel Mumenthaler, selbst einmal Bandmitglied, der erste Drummer.
Der zweite Band, «KLAUENER», umfasst erstmals in dieser Breite Kuno Laueners Songtexte seit den Anfängen: Die Ohrwürmer, die weniger bekannten, die vielleicht nicht mehr so gegenwärtigen, aber auch all die Zeilen, die einem selbst das eine und andere Mal durchs Leben halfen, kurz, die ganze Sehnsucht und der Herzschmerz, die einen stets mit Züri West verbanden. Überwältigend, sie hier schriftlich alle zusammen zu haben, schon ein wenig nostalgisch in der klassischen Schreibmaschinenschrift, in der sie gesetzt sind. Songtexte eigentlich, die aber auch so funktionieren, Wort für Wort, den Sound hat man eh im Kopf. Literarische Perlen halt. Sie sind reich illustriert mit Zeichnungen und Collagen von Kuno Lauener. Die meisten Illustrationen beziehen sich nur assoziativ auf die Texte, gerade dadurch jedoch öffnet sich in ihnen eine weitere Erzählebene. Sie ist verträumt und rätselhaft, ungewöhnlich in ihrer Eigensinnigkeit und auf ihre Art wie ein neuer Sound zu den Texten.
Züri West in Buchform. Viele werden darin ihre eigenen Geschichten wiederfinden.
Band 1: Ein Bildband mit über 1000 Fotos aus 40 Jahren Züri West von über 30 Fotografen und Fotografinnen, sowie Text von Samuel Mumenthaler (546 Seiten).
Band 2: 440 Seiten mit unveröffentlichten Zeichnungen und Collagen von Kuno Lauener, sowie all seinen Songtexten.
In Schmuckschuber