Beschreibung
Produktdetails
Autoren | Hannah Lühmann |
Verlag | Hanserblau |
Sprache | Deutsch |
Produktform | Fester Einband |
Erschienen | 26.07.2021 |
EAN | 9783446261952 |
ISBN | 978-3-446-26195-2 |
Seiten | 176 |
Abmessung | 133 mm x 18 mm x 208 mm |
Gewicht | 280 g |
Themen |
Belletristik
> Erzählende Literatur
> Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Familie, Wald, Liebe, Schwangerschaft, Glück, Freundschaft, Betrug, Beziehung, Welt, Erwachsenwerden, Wolf, Berlin, Werwolf, Bayerischer Wald, Bayern, erste Hälfte 21. Jahrhundert (2000 bis 2050 n. Chr.), Trennung, Mutterschaft, Auszeit, Journalistin, Lebensentwürfe, Individualismus, Debüt, Abschlussarbeit, Land, Stadtflucht, Abtreibung, Hütte, millenial, Stillstand, Deiecksbeziehung, Auf's Land, Hüttenwochenende |
Kundenrezensionen
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Über das Hadern mit den eigenen Lebenszielen
In „Auszeit“ beschreibt Hannah Lühmann die Ratlosigkeit einer Generation um die 30, in der die Protagonistin ungewollt schwanger wird, ihr Baby abtreibt, seit langer Zeit an ihrer Doktorarbeit schreibt, aber nicht so recht weiß, was sie will, was ihr wichtig ist und wo ihr Leben hinführt. Eine Handlung gibt es kaum, vielmehr eine Beschreibung der Vorgeschichte und schließlich die Schilderung des Aufenthaltes in einem Ferienhaus im Wald mit ihrer Freundin Hanna. Das hat es aber in sich: Hanna Lühmann schafft es unglaublich gut, die innere Zerrissenheit von Henriette darzustellen und förmlich spürbar zu machen - stets irgendwo zwischen Ratlosigkeit, Selbstzweifel, Selbstmitleid und Verzweiflung. Gerade zu Beginn habe ich etwas gebraucht, um reinzukommen, auch ist es kein Buch, das einen im klassischen Sinne fesselt - nichtsdestotrotz ist es aber eines, das einen zum Nachdenken bringt. Die Exkurse zu Henriettes Dissertationsthema, einer Abhandlung über Werwölfe, waren mir oftmals zu ausführlich, da dies keinen Mehrwert brachte, zudem kam das Ende etwas plötzlich. „Auszeit“ behandelt auf jeden Fall ein wichtiges Thema, die Umsetzung ist sicherlich Geschmacksache.
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Harter Lesestoff
Mit ihrem Roman „Auszeit“ widmet sich Hannah Lühmann absolut keinem angenehmen Thema. Es geht um Henriette, die nach einem Schwangerschaftsabbruch gemeinsam mit ihrer Freundin Paula in eine einsame Hütte in den Wald fährt, um die schwierige Situation zu verarbeiten. Schnell wird klar, dass Henriette darüber hinaus noch weitere Probleme hat und mit dem bisherigen Verlauf ihres Lebens nicht gerade glücklich ist. Ich habe den Roman bewusst ausgewählt und mich hat sehr interessiert, wie die Autorin diese nicht einfachen und umstrittenen Themen schriftstellerisch aufbereitet. Leider war das Buch jedoch nicht meins. Henriettes Gedanken und ihr „um sich selbst kreisen“ haben sich trotz der knappen Seitenzahl aus meiner Sicht sehr in die Länge gezogen und blieben für mich an der Oberfläche. Leider würde ich das Buch eher nicht weiterempfehlen.
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Verästelte Gedanken
Henriette fühlt sich ihrem eigenen Leben nicht verbunden – die Mittdreißigerin hat schon immer mit Antriebsproblemen und Depressionen zu kämpfen, findet keinen für sie wünschenswerten Beruf und ihre Dissertation über die Kulturgeschichte des Werwolfes stagniert. Eine Abtreibung hat ihr derzeit den Rest gegeben und sie weiß nicht, wohin ihr Leben verlaufen soll, während für sie alle anderen ein geordnetes Dasein führen. Ihre enge Freundin Paula überredet sie für eine Auszeit in einer Hütte im Bayerischen Wald – umgeben von der Natur und mit Yogaübungen sowie Massagen möchte sie die Traumata und Wunden Henriettes heilen. Und die Umgebung in der Nähe von Wolfsgehegen sei prädestiniert für die Weiterführung ihrer Doktorarbeit. Die Tage ziehen neben Paulas gedanklichen Reflexionen mit alltäglichen Dingen wie Kochen, Reden, Wein trinken und Spazierengehen dahin, bis Paulas On-Off-Freund Tom auftaucht und das Zweierteam aufmischt. „Der Moment direkt vor dem Augenaufschlag ist eine Millisekunde im Negativbereich des Bewusstseins vor dem Beginn der Zeitrechnung des Tages. Alles ist schon in ihm angelegt: die Trauer oder die Freude des Kommenden.“ S. 16 Feinfühling, zart, direkt und poetisch taucht der Leser tief in Henriettes verästelte Gedanken und Selbstzweifel ein – geplagt von Grübelattacken sucht sie einen Sinn im Leben, beobachtet dabei ihre Umgebung und ihren bisherigen Lebensweg präzise und kreist immer um sich selbst. Sie denkt schmerzhaft über die Abtreibung und dem dazugehörigen One-Night-Stand nach und ordnet immer wieder ihre Wahrnehmung und ihr Befinden ein. Dabei fließen Bezüge zur Werwolfs-Transformation und seine verschiedenen Ausführungen ein. „Die Deutung, dass es sich bei der Verwandlung in einen Wolf um einen Ausbruch des Bösen im Menschen handelte, ist falsch. Ich glaube, der Werwolf rennt durch die Nacht wie ein Wahnsinniger, der leben will.“ S. 65 Hannah Lühmann zeigt ein bewegendes und ruhiges Bild einer depressiven jungen Frau, das sehr authentisch und intim zugleich ist. Dabei steht nicht eine ganze 30er-Generation, die sich voller Möglichkeiten in der Entscheidungsfindung verliert, sondern Henriette und ihre düsteren Gedankenspiralen im Vordergrund. Der Roman entwickelt sich leise, vieles ist zwischen den Zeilen zu finden. Am Ende wartet eine überraschende, fast schon traumartige Wendung, die Paula aus ihrer depressiven Phase holen wird. Dieses fällt etwas unrealistisch aus und die Werwolf-Bezüge sind insgesamt schwierig einzuordnen. Mit einer dichten, sensiblen sowie klaren Sprache zeichnet Lühmann in „Auszeit“ präzise und eindringlich das Seelenleben einer jungen Frau nach, die vom eigenen Leben überfordert ist und einfach nur voller Energie leben möchte – bei der inhaltlichen Komposition ist noch Luft nach oben und es bleibt spannend, was von der Autorin in Zukunft erscheint.
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All diese Gedanken
Nach einer Abtreibung und angekommen an einem Tiefpunkt in einem Leben mit Anfang 30, verzieht sich Henriette zusammen mit ihrer Freundin Paula in einer Hütte im Bayerischen Wald. Paula ist taff und versucht mit alternativen Körperübungen wieder Schwung in Henriettes Leben zu bringen und verkappte Gefühle an die Oberfläche zu locken. Diese ist schon immer depressiv veranlagt und zerlegt jeden Gedanken, jede Erinnerung, aber auch aktuelle Geschehnisse im Wald bei Spaziergängen aufs Genaueste. So recht glaubt sie nicht an Paulas Heilkünste von Traumata, lässt ihren unheimlichen One-Night-Stand mit Tobias Revue passieren, ihre seelisch schmerzhafte Abtreibung und ihre auf Eis liegende Dissertation über Werwölfe. Als Paulas Freund Tom auftaucht, bringt er eine ganz neue Dynamik und Veränderung mit. „Ich versuche, mir mein Gesicht und meine Schädelknochen als eine Art durchlässiger Membran zu denken, durch welche die Geräusche und Gedanken hindurchschwappen, luzide, freundlich, leicht. Nichts bleibt haften.“ S. 42 Hannah Lühmanns Romandebüt beschreibt die wirbelnden und hadernden Gedanken der depressiven Protagonistin nach einem Sinn im Leben sehr präzise und poetisch. Schöne und tiefgehende Sätze treffen auf den Kern pessimistischer Gedanken und die Frage, warum alle ein sich harmonisch fügendes Leben haben außer man selbst? Dabei steht nicht eine ganze Generation im Vordergrund, sondern Henriette und ihr Kreisen um sich selbst sowie ihre Zweifel um Mutterschaft, Berufswunsch und Beziehungsängsten. Bei der „Auszeit“ passiert nicht viel außer den Unternehmungen und Unterhaltungen der Freundinnen und Henriettes Sicht auf ihr zerbrechliches Seelenleben. Auch wenn das Ende etwas ungewöhnlich und unrealistisch erscheint, ist Hannah Lühmann diese Sicht sehr authentisch und bewegend gelungen. „Man muss eine Grundbetriebsgeschwindigkeit haben, die einen über die tausend kleinen Abgründe hingwegträgt, die in jeder Handlung, ja, eigentlich in jedem Gedanken versteckt sind. Mir fehlt auf elementare Weise der innere Antrieb. Meine ganze Energie wandert in Gedanken, die nichts mit der Realität zu tun haben.“ S. 85
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Bewegendes Thema - aber eher oberflächlich behandelt
Das Cover gefällt sehr gut - es ist optisch schön gestaltet und passt meiner Meinung nach auch inhaltlich. Das Buch wird erzählt aus der Sicht von Henriette - die insbesondere zu Beginn einen sehr depressiven Eindruck macht. Schnell erfährt man auch den Hintergrund: sie hat mit den Folgen ihres Schwangerschaftsabbruchs zu kämpfen und nimmt sich mit ihrer Freundin eine Auszeit. Das Thema an sich ist eine gut gewählte Ausgangsbasis für ein Buch - gibt es nicht allzuoft. Also die Vorraussetzungen für dieses Buch basieren auf einer guten Grundlage. Die Entwicklung im Buch kann ich dann jedoch nicht so ganz nachvollziehen. Das Thema des Schwangerschaftsabbruchs wurde in meinen Augen zu oberflächlich behandelt - hier hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht. Auch die Entwicklung von Henriette im Laufe des Buches kann ich nicht nachvollziehen - für mich war das nicht authentisch. Vom Ende bzw. zweiten Teil des Buches war ich daher leider enttäuscht. Die Idee an sich wurde leider nicht überzeugend umgesetzt in meinen Augen.
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Stille
Henriette steht aktuell vor großen Herausforderungen und Schicksalsschlägen. Mit ihrer Dissertation zum Thema Werwölfe kommt sie nicht weiter, und dass, obwohl ihr Doktorvater so langsam ungeduldig wird und die Dissertation gerne abschließen möchte. Als wäre es nicht genug, sieht sie sich noch mit der Trauer um ihr ungeborenes Kind konfrontiert. Um mit diesen Schicksalsschlägen fertig zu werden, reist sie gemeinsam mit ihrer Freundin Paula in eine Ferienhütte, die abgelegen im bayrischen Wald liegt. Während Henriette versucht, ihre Schicksalsschläge zu verarbeiten, muss sie feststellen, dass auch ihre sonst so starke Freundin mit eigenen Problemen zu kämpfen hat. „Auszeit“ ist ein sehr stiller Roman. Man wird mit der Geschichte einer Freundschaft konfrontiert, die von Schicksalsschlägen geprägt ist und versucht, sich an diese anzupassen. Die Trauer, die im Roman vermittelt wurde, war unglaublich berührend und an vielen Stellen musste ich schlucken und kurz nachdenken. Dadurch, dass der Roman so still ist, lässt er Platz für die eigenen Gedanken und die LeserInnen werden viele stille Momente mit ihren eigenen Erfahrungen füllen.
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