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Galileo Galileis Tochter Maria Celeste war nicht nur das geliebte Kind des großen Wissenschaftlers, Philosophens und Schriftstellers, sie war auch eine kluge Ratgeberin, eine Begleiterin seines Lebens und seiner Arbeit, eine wunderbare Briefpartnerin. Galilei, der das christliche Dogma wie kein zweiter erschütterte, war ironischer Weise ein tiefgläubiger Christ, der seine Tochter in ein Kloster gab. 124 Briefe der Tochter, leider nicht die des Vaters, sind erhalten, und aus ihnen sprechen nicht nur die Liebe zwischen Tochter und Vater, sondern auch die Klugheit und der praktische Verstand Maria Celestes. Galilei schrieb und redete mit großer Klarheit und Schlichtheit, und er gilt zu Recht auch als einer der Begründer der modernen italienischen Prosa. Eine der geistvollsten Untersuchungen, die er verfaßte, trug den Titel "Goldwaage", eine Schrift, mit der er hoffte, Papst Urban VIII. gewinnen zu können. Aber sein "Dialog über die Weltsysteme", 1632 verlegt, wurde im selben Jahr auf Anw eisung der Kirche eingezogen, und Galilei, der aus seiner Zustimmung zu Kopernikus nie einen Hehl gemacht hatte, mußte sich einer Gerichtsverhandlung der Inquisition stellen. Er widerrief, wurde verurteilt und verbrachte schließlich den Rest seines Lebens in seinem Landhaus in Arcetri, unter Hausarrest, aber sehr komfortabel und ohne Einschränkung seiner Arbeit. Der Ausspruch: "Und sie (die Erde) bewegt sich doch", ist Legende, entsprach aber zweifellos seiner Haltung. In dieser schweren Zeit war die Verbindung zu seiner Tochter, wahrscheinlich der einzige Mensch, den er uneingeschränkt liebte, geradezu lebenserhaltend. Sie starb vor ihm, und er ließ sich neben ihr bestatten.
Über den Autor / die Autorin
Dava Sobel ist eine vielfach ausgezeichnete Wissenschaftsredakteurin der New York Times. Weltweit bekannt wurde sie als Autorin des Bestsellers Längengrad mit dem sie das populärwissenschaftliche Sachbuch revolutionierte. Dava Sobel lebt in East Hampton und in New York.