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Sechs Erzählungen von Mario Vargas Llosa, dem neben Gabriel García Márquez bekanntesten lateinamerikanischen Autor: »Die Anführer«, das sind die Chefs zweier um die Vorrangstellung rivalisierenden Schülerbanden im Salesianerkolleg in Piura, die sich gegen den autoritären Direktor auflehnen. In der Erzählung »Der jüngere Bruder« jagen und töten zwei Brüder einen Indio, der - in ihren Augen und nach ihrem gesellschaftlichen Kodex - ihre Schwester belästigt hat. Was für den jüngeren Bruder wie eine erwünschte Bewährung erscheint, wird zur Initiation in die Ausübung männlicher Gewalt.
Mario Vargas Llosa trifft in diesen frühen Erzählungen - sie erschienen in spanischer Sprache 1959, der Autor war gerade 23 Jahre alt - bereits den Ton und das Thema seiner weltberühmten Romane: Es geht um den einzelnen und die Kräfte, die auf ihn einwirken, um ihn in die geltenden gesellschaftlichen Verhaltensweisen einzuüben, und um das, was er dagegenzusetzen hat: Freundschaft, die immer prekäre Solidarität der Gruppe, einen persönlichen Kodex von Moral und Ehre. »Der spätere Vargas Llosa hat als Romancier die Welten Südamerikas zwischen später und früher Zivilisation zusammengeführt, aber die Intensität der gelungensten seiner frühen Erzählungen hat er dabei nicht übertroffen.«
About the author
Mario Vargas Llosa wurde am 28. März 1936 in Arequipa (Peru) geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Bolivien, Piura (Nordperu) und Lima. Im Alter von 18 Jahren heiratete er Julia Urquidi, mit der er neun Jahre zusammenlebte. Diese Beziehung verarbeitete er später in seinem Roman Tante Julia und der Kunstschreiber . Bereits während seines Studiums der Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid (Promotion über Gabriel García Márquez) schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte erste Erzählungen. 1963 erschien sein erster Roman La ciudad y los perros (dt. Die Stadt und die Hunde ), der auf eigenen Erfahrungen in der Kadettenanstalt Leoncio Prado in Lima beruht. Der Roman wurde in Spanien mehrfach ausgezeichnet und in über 20 Sprachen übersetzt. Vargas Llosa war als Gastprofessor in Washington, Puerto Rico, London, New York und Cambridge tätig. 1989 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrático für die peruanischen Präsidentschaftswahlen und unterlag 1990 im zweiten Wahlgang. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurück. Mario Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard (1992), Princeton (1993) und Oxford (2004). 2010 erhält er den Nobelpreis für Literatur "für seine Kartografie von Machtstrukturen und seine energischen Bilder des individuellen Widerstands, der Rebellion und Niederlage". Heute lebt Mario Vargas Llosa mit seiner Frau Patricia in Madrid und Lima.§Er gehört zu den bekannten lateinamerikanischen Autoren. Sein umfangreiches Gesamtwerk umfasst neben Romanen auch Erzählungen, politische Betrachtungen, Theaterstücke und Essays. 1977 gewählt zum Präsidenten des Internationalen P.E.N.-Clubs. 1996 ausgezeichnet mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2008 mit dem Freiheitspreis der Friedrich-Naumann-Stiftung. 2010 erhielt Mario Vargas Llosa den Nobelpreis für Literatur.
Elke Wehr, 1946 in Bautzen geboren, studierte Französisch und Italienisch in Paris und Heidelberg und ist literarische Übersetzerin Spanisch schreibender Autoren wie Manuel Rivas, Javier Marias oder des Nobelpreisträgers Octavio Paz. 2006 erhielt sie den Paul-Celan-Preis für ihr Gesamtwerk.
Summary
Sechs Erzählungen von Mario Vargas Llosa, dem neben Gabriel García Márquez bekanntesten lateinamerikanischen Autor: »Die Anführer«, das sind die Chefs zweier um die Vorrangstellung rivalisierenden Schülerbanden im Salesianerkolleg in Piura, die sich gegen den autoritären Direktor auflehnen. In der Erzählung »Der jüngere Bruder« jagen und töten zwei Brüder einen Indio, der – in ihren Augen und nach ihrem gesellschaftlichen Kodex – ihre Schwester belästigt hat. Was für den jüngeren Bruder wie eine erwünschte Bewährung erscheint, wird zur Initiation in die Ausübung männlicher Gewalt.
Mario Vargas Llosa trifft in diesen frühen Erzählungen – sie erschienen in spanischer Sprache 1959, der Autor war gerade 23 Jahre alt – bereits den Ton und das Thema seiner weltberühmten Romane: Es geht um den einzelnen und die Kräfte, die auf ihn einwirken, um ihn in die geltenden gesellschaftlichen Verhaltensweisen einzuüben, und um das, was er dagegenzusetzen hat: Freundschaft, die immer prekäre Solidarität der Gruppe, einen persönlichen Kodex von Moral und Ehre. »Der spätere Vargas Llosa hat als Romancier die Welten Südamerikas zwischen später und früher Zivilisation zusammengeführt, aber die Intensität der gelungensten seiner frühen Erzählungen hat er dabei nicht übertroffen.«