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Mit dem Blick des kühlen Chronisten zeichnet Capote ein unerbittlich scharfes Bild der amerikanischen Upper Class. Als erste Kapitel des Romans Mitte der Siebziger im Esquire vorabgedruckt wurden, erkannten seine reichen, berühmten Freunde, dass ihr Schoßhündchen auch zubeißen kann. Plötzlich konnten sie ihre intimsten Geheimnisse, von Seitensprüngen bis zum vertuschten Mord, schwarz auf weiss nachlesen. gErhörte GebeteG ist aber viel mehr als literarisch verarbeiteter Klatsch: Es ist das Sittenbild einer Klasse, in deren innersten Zirkel Capote vordrang. Er wollte ein Opus Magnum schreiben, eine schonungslose Untersuchung von Proustschen Dimensionen, doch es wurde nie vollendet.
"Es ist eine grelle, abstoßende Welt, die er uns vorführt, als wäre er der Saint-Simon unserer Zeit, der die Annalen nicht des Hofes des Sonnenköniges von Versailles, sondern von New York und Paris, der Salons und Hotels und der Rive Gauche schreibt. >Genauso war es<, scheint er zu späteren Generationen zu sagen."
New York Post
Über den Autor / die Autorin
Truman Capote, geb. am 30.9.1924 in New Orleans, wuchs in den Südstaaten auf und ging 1934 nach New York. Dort entdeckte Capote das Theater und verschaffte sich schnell Eintritt in die High Society. Mit 18 Jahren begann Capote als Redaktionsgehilfe beim New Yorker zu arbeiten, bevor ihm 1945 mit einer Kurzgeschichte der literarische Durchbruch gelang. Ausgezeichnet mit vielen renommierten Preisen spalteten seine Romane die Kritik sowie die Leser: Er galt in der Gesellschaft als enfant terrible. Seine Bücher, aber auch die Romanverfilmungen brachten ihm Weltruhm ein, der bis heute andauert. Truman Capote starb 1984 in Los Angeles.
Heidi Zerning übersetzt seit vielen Jahren englische und amerikanische Literatur, unter anderem Truman Capote, Steve Tesich, Virginia Woolf und eben Alice Munro, als deren "deutsche Stimme" sie gilt.
Zusammenfassung
Mit dem Erscheinen von Erhörte Gebete, einer bissigen Abrechnung mit den Schönen und Reichen, fi ndet die Truman Capote-Werkausgabe bei Kein & Aber nun ihren Abschluss.
Das Buch sollte sein Opus magnum werden, doch Capote konnte und wollte es nicht abschließen. Gleichwohl ist es sein vielleicht konsequentestes Werk, eine schonungslose Untersuchung der internationalen Jetset-Szene. Mit dem kühlen Blick des Chronisten beschreibt er die Reichen und Mächtigen, die Verrückten und Verruchten, all jene, die ihn jahrelang als ihr Schoßhündchen betrachtet hatten. Als erste Kapitel des Romans in Esquire abgedruckt wurden, erkannten sie, dass dieses Schoßhündchen auch zubeißen konnte. Plötzlich waren ihre intimsten Geheimnisse, von Seitensprüngen bis zum vertuschten Mord, schwarz auf weiß nachzulesen.
»Es ist sehr schwierig, Gentleman und Schriftsteller zu sein», bemerkte einst Somerset Maugham. Truman Capote entschied sich schließlich für Letzteres. Und bescherte der Nachwelt mit diesem letzten Werk ein Stück große Literatur.
»Dieses Buch war die interessanteste Erfahrung meines
Lebens, ja sie hat tatsächlich mein Leben verändert und auch
meine Einstellung zu fast allem – es ist ein großes Werk, und
selbst wenn ich scheitere, wird mir etwas gelungen sein.«
Truman Capote an Newton Arvin