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Martin Biebricher, Susanne Businger, Martin Biebricher, Susanne Businger
Von der paternalistischen Fürsorge zu Partizipation und Agency - Der gesellschaftliche Wandel im Spiegel der Sozialen Arbeit und der Sozialpädagogik
Deutsch · Fester Einband
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Beschreibung
Der beschleunigte soziale Wandel prägt nicht nur die öffentliche Aufmerksamkeit, sondern auch die Disziplinen, die sich theoretisch und praktisch mit seinen Folgen auseinandersetzen. Soziale Arbeit und Sozialpädagogik haben sich in den letzten hundert Jahren stark verändert. Die vorliegende Publikation vereint Beiträge von Autorinnen und Autoren aus der Schweiz und aus Deutschland, die verdeutlichen, welchem historischen Wandel Vorstellungen von Familie, Kindheit oder Erziehung unterworfen waren und wie diese Vorstellungen auf die Professionen zurückwirkten.
Im 19. Jahrhundert, als im Zuge der Industrialisierung die soziale Frage von Öffentlichkeit und Staat aufgegriffen wurde, zielten Armengesetzgebungen und fürsorgerische Massnahmen noch auf die Disziplinierung von «liederlichen Personen» - so wurden Menschen ohne Arbeit und Perspektive oft genannt. Behörden massen Familien an bürgerlichen Sittlichkeitsvorstellungen. Kinder und Jugendliche, deren Eltern von Armut betroffen waren oder dem propagierten Familienideal nicht entsprachen, wurden in Heimen und Anstalten platziert. Der Alltag in den Heimen war von harter Arbeit, Körperstrafen und einer rigiden Disziplinierung geprägt. Die pädagogischen Ideen der Aufklärung waren weit in den Hintergrund gerückt. Erst in den 1920er-Jahren professionalisierte sich die Fürsorge durch das Wirken bürgerlicher Pionierinnen allmählich. Die gesellschaftlichen Reformbewegungen der 1960er-Jahre, besonders die Frauen- und die Jugendbewegung, führten zu einem weiteren Theorie- und Methodenschub und zu tief greifenden Veränderungen in der Praxis.
Inhaltsverzeichnis
Sozialer Wandel und Fachlichkeit in Sozialpädagogik und Sozialer Arbeit. Eine Einführung
Susanne Businger, Martin Biebricher
Teil 1
Fachlichkeitsdiskurse in verschiedenen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik
Von der Volkspflegerin zur Weltanschauungswissenschaftlerin und «idealen Dozentin» für Sozialschulen. Bildungsbiografische und fachliche Verortungen der Gründungsrektorin der Evangelischen Hochschule Darmstadt vor und nach 1945
Birgit Bender-Junker, Elke Schimpf
Buntes Patchwork oder einheitliches Berufsprofil? Fachlichkeit in der Schweizer Heimerziehung (1940–1980)
Gisela Hauss
Supervision als neues Element von Fachlichkeit in der Fürsorge nach 1945. Ein Beitrag zur historisch-kritischen Rekonstruktion der Einführung in Deutschland und Europa
Volker Jörn Walpuski
Teil 2
Aufwachsen und staatliche Intervention
Von der «Jugendnot» zur «Jugendsozialarbeit». Von einem sozialen Problem in der Nachkriegszeit zu einer sozialpädagogischen Problemlösung
Melanie Oechler
Das Säuglingswohl im Kontext von fachlichem Wissen und «guter» Praxis
Bettina Grubenmann, Christina Vellacott
Umstrittene Expertise. Einblicke in eine Debatte um Heimerziehung Anfang der 1970er-Jahre
Sabine Stange
Jugendamtliche Entscheidungsprozesse vor und nach den Heimkampagnen der 1970er-Jahre
Claudia Streblow-Poser
Fürsorgerische Zwangsmassnahmen in der Schweiz: Zwischen Aufarbeitung und erneuter Erfahrung von Verdinglichung
Clara Bombach, Thomas Gabriel, Samuel Keller
Teil 3
Soziale Arbeit zwischen Bedürfnisorientierung und Stigmatisierung
Zwischen Kasernierung und Repression. Gesellschaftlicher Umgang mit Abweichungen vom sozialen Standard
Stefan Piasecki
No-go-Area Syphilis und Co.? Über den Zusammenhang zwischen der Tabuisierung von Syphilis und bloss technischer Thematisierung sexualisierter Gewalt – ein Versuch zur Neubestimmung
Christian Niemeyer
Demokratieerziehung, Partizipationsrechte und der soziale Wandel. Wie erkennt die Sozialpädagogik Herausforderungen, und wie reagiert sie darauf?
Joachim Henseler
Teil 4
Biografie- und theoriegeschichtliche Perspektiven
Vorbereitung für Erez Israel. Siegfried Lehmann und die Jüdische Waisenhilfe
Beate Lehmann
Heimat, Weh und Ach. Heimat als Problem in der Sozialen Arbeit und bei Karl Jaspers
Peter Szynka
Über den Autor / die Autorin
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Soziale Arbeit, Institut für Kindheit, Jugend und Familie. Sie forscht zur Kinder- und Jugendhilfe und zur Geschichte Sozialer Arbeit.ist Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Soziale Arbeit, Institut für Kindheit, Jugend und Familie. Er lehrt zu Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit.
Zusammenfassung
Der beschleunigte soziale Wandel prägt nicht nur die öffentliche Aufmerksamkeit, sondern auch die Disziplinen, die sich theoretisch und praktisch mit seinen Folgen auseinandersetzen. Soziale Arbeit und Sozialpädagogik haben sich in den letzten hundert Jahren stark verändert. Die vorliegende Publikation vereint Beiträge von Autorinnen und Autoren aus der Schweiz und aus Deutschland, die verdeutlichen, welchem historischen Wandel Vorstellungen von Familie, Kindheit oder Erziehung unterworfen waren und wie diese Vorstellungen auf die Professionen zurückwirkten.
Im 19. Jahrhundert, als im Zuge der Industrialisierung die soziale Frage von Öffentlichkeit und Staat aufgegriffen wurde, zielten Armengesetzgebungen und fürsorgerische Massnahmen noch auf die Disziplinierung von «liederlichen Personen» – so wurden Menschen ohne Arbeit und Perspektive oft genannt. Behörden massen Familien an bürgerlichen Sittlichkeitsvorstellungen. Kinder und Jugendliche, deren Eltern von Armut betroffen waren oder dem propagierten Familienideal nicht entsprachen, wurden in Heimen und Anstalten platziert. Der Alltag in den Heimen war von harter Arbeit, Körperstrafen und einer rigiden Disziplinierung geprägt. Die pädagogischen Ideen der Aufklärung waren weit in den Hintergrund gerückt. Erst in den 1920er-Jahren professionalisierte sich die Fürsorge durch das Wirken bürgerlicher Pionierinnen allmählich. Die gesellschaftlichen Reformbewegungen der 1960er-Jahre, besonders die Frauen- und die Jugendbewegung, führten zu einem weiteren Theorie- und Methodenschub und zu tief greifenden Veränderungen in der Praxis.
Produktdetails
Autoren | Martin Biebricher, Susanne Businger |
Mitarbeit | Martin Biebricher (Herausgeber), Susanne Businger (Herausgeber) |
Verlag | Chronos |
Sprache | Deutsch |
Produktform | Fester Einband |
Erschienen | 31.10.2020 |
EAN | 9783034015905 |
ISBN | 978-3-0340-1590-5 |
Seiten | 280 |
Abmessung | 155 mm x 225 mm x 24 mm |
Gewicht | 618 g |
Illustration | schwarz-weiss Illustrationen |
Themen |
Geisteswissenschaften, Kunst, Musik
> Pädagogik
> Sozialpädagogik, Soziale Arbeit
Erziehung, Sozialpädagogik, Heimerziehung, Soziale Probleme, Sozialarbeit, Soziale Arbeit, Geschichte der Pädagogik, Frauenbewegung, Jugendbewegung, Fremdplatzierung |
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