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»Winesburg, Ohio« erstmals erschienen 1919, ist ein romanartiger Reigen aus Erzählungen. Im Mittelpunkt stehen die Bewohner einer fiktiven Kleinstadt im Mittleren Westen, beobachtet von George Willard, einem jungen Mann, der dort aufwächst und als Reporter des Winesburg Eagle noch den kleinsten Geschehnissen in der Stadt voller Staunen begegnet. Willard ist ein Suchender, einer, den es in die Ferne zieht und der seine schriftstellerische Begabung entdeckt.
Die anderen Bewohner sind verschrobene, oft gescheiterte Gestalten, die darum ringen, ihrer Einsamkeit zu entkommen und ihre Sprachlosigkeit zu überwinden. Da ist der frühere Lehrer Wing Biddlebaum, der ängstlich darum bemüht ist, seine Hände zu verbergen. Oder Reverend Hartman, der daran verzweifelt, dass er sich in die Lehrerin Kate Swift verliebt hat, während diese ihre Leidenschaft hinter einem gestrengen Äußeren verbirgt, bis sie, wie so viele Winesburger, einen nächtlichen Ausbruchsversuch unternimmt. Er endet kaum anders als für die jahrelang vergeblich auf die Rückkehr ihrer Jugendliebe wartende Alice Hindman: Eines Nachts schüttelt auch sie alle Konventionen ab, aber ihr Abenteuer endet anders als gedacht.
Aufgrund seiner radikalen Modernität zählt »Winesburg, Ohio« zu einem der wichtigsten Werke der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Das Buch beeinflusste zahlreiche Schriftsteller, darunter Fitzgerald, Faulkner, Steinbeck, Hemingway, Salinger und Bradbury.
Inhaltsverzeichnis
Das Buch vom Grotesken
Hände - über Wing Biddlebaum
Papierknäuel - über Doktor Reefy
Mutter - über Elizabeth Willard
Der Philosoph - über Doktor Parcival
Keiner weiß es - über Louise Trunnion
Gottesfurcht I - über Jesse Bentley
Gottesfurcht II - über Jesse Bentley
Gottesfurcht III - Unterwerfung - über Louise Bentley
Gottesfurcht IV - Entsetzen - über David Hardy
Ein Mann voller Einfälle - über Joe Welling
Abenteuer - über Alice Hindman
Anständigkeit - über Wash Williams
Der Denker - über Seth Richmond
Tandy - über Tandy Hard
Die Kraft Gottes - über Reverend Curtis Hartman
Die Lehrerin - über Kate Swift
Einsamkeit - über Enoch Robinson
Ein Erwachen - über Belle Carpenter
"Komisch" - über Elmer Cowley
Die unausgesprochene Lüge - über Ray Pearson
Trinken - über Tom Forster
Tod - über Doktor Reefy und Elizabeth Willard
Zeit der Reife - über Helen White
Abreise - über George Willard
Über den Autor / die Autorin
Sherwood Anderson, geb. 1876, siedelte als Kind mit seiner Familie nach Clyde, Ohio über, dem Vorbild für Winesburg, Ohio. Nach verschiedenen Aushilfsjobs in Chicago diente er eine Zeit lang bei der Armee. 1912 verließ er nach einem psychischen Zusammenbruch seine Familie, um eine schriftstellerische Laufbahn einzuschlagen. Sherwood Anderson starb am 8. März 1941 während einer Schiffsreise nach Südamerika.
Mirko Bonné, geboren 1965 in Tegernsee, lebt in Hamburg. Er veröffentlichte Romane, Gedichtbände, Aufsätze und Reisejournale und übersetzte u. a. Sherwood Anderson, Emily Dickinson, John Keats, Grace Paley und William Butler Yeats. Für sein Werk wurde Mirko Bonné vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Rainer-Malkowski-Preis (2014). Sein Roman NIE MEHR NACHT stand 2013 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis.
Bericht
»Mirko Bonnés Fassung liest sich oft flüssiger, man stolpert seltener über Formulierungen, die ein bisschen altmodisch oder gestelzt wirken.«
Wolfgang Schneider, Der Tagesspiegel
»Dank der tollen Neuübersetzung ist der Klassiker so aktuell wie damals.«
Thomas Kunze, HörZU
»'Winesburg, Ohio' von Sherwood Anderson ist einer der schönsten Erzählbände der modernen Literatur.«
Amos Oz
»Die eigentliche Besonderheit von 'Winesburg, Ohio' besteht in einer geistigen Essenz, einem bestimmten obstkuchensüßen Lebensgefühl, wie es sich in Amerikas einsamen, verstreuten Haushalten ereignet.«
John Updike
»Welchen Sinn wir unserem Leben geben, darum geht es in Andersons Buch, das ... Generationen von englischsprachigen Schriftstellern beeinflusste.«
Thomas Andre, Hamburger Abendblatt
»Anderson nähert sich seinen Figuren nicht mit hohlem Pathos, sondern mit Menschlichkeit und Erkenntnisanspruch.«
Christoph Schröder, Frankfurter Rundschau
»Nun erschienen diese Geschichten über eine teils verschrobene, teils verlogene kleinbürgerliche Gemeinde in neuer, hervorragend gelungener Übersetzung, ein Meisterwerk, ein Meilenstein.«
Kleine Zeitung
»Diese Kunst, in unscheinbaren Details, in alltäglichen Begegnungen, in kleinen Gesten Großes zu entdecken und es lakonisch und mit Understatement zu erzählen, beherrscht Anderson perfekt.«
Stefan Sprang, Märkische Allgemeine
»Es kann zwei sich stark unterscheidende Übersetzungen geben, die beide auf ihre Weise recht haben. Und das ist hier der Fall.«
Paul Ingendaay, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Zwei neue (gute und sorgfältige, den lakonischen Ton des Autors treffende) Übersetzungen ... Es fällt schwer, sich zwischen den beiden neuen deutschen Ausgaben zu entscheiden.«
Manuela Reichart, Deutschlandradio
»Mirko Bonné, einer der vielseitigsten unter den jüngeren Autoren, scheint auch die Intentionen Andersons aufspüren zu wollen, die er ins heutige Deutsch transportieren möchte.«
Hans-Jost Weyandt, Spiegel Online
»Eine herausragende Neu-Übersetzung dieses amerikanischen Klassikers.«
Stefan Sprang, Hessischer Rundfunk