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Die neue Generation ist jung, dynamisch, erfolgreich genial sowieso. Herluf Berg, ein junger Journalist, steht indes im Abseits. Rettung naht, als ihm der Posten eines Kodirektors am neu errichteten Victoria-Theater angetragen wird vor dem Hintergrund aufgeblasener Kopenhagener Weltstadtträume das Prestigeobjekt der Bürgerschaft. Kurz entschlossen ergibt er sich dem quecksilbrigen Treiben. Doch Stuck und schöner Schein überdecken die Leere nur notdürftig. Im Nu hat der Romanheld erkannt, dass die Theaterwelt nicht weniger banal, kommerzialisiert und von Hochstapelei korrumpiert ist als die Gründerzeitgesellschaft insgesamt. Thematisch dem Naturalismus verpflichtet, nimmt Bang mit großer formaler Kühnheit bereits den Duktus der literarischen Moderne vorweg. Seine Karikaturen reihen sich zu einem Panoptikum der Lächerlichkeiten. Sei es Herr Ørnulf, der gealterte Held, die »Violinfee« Miss Thea, die zehn Jahre lang als Fünfzehnjährige zwei Erdteile bereiste, oder Patti, die »belgische Nachtigall«, die sich weigert, auf Kredit zu singen genialische Künstler und Blender werden hier ebenso erbarmungslos vorgeführt wie bigotte Bürger und halbseidene Bankdirektoren in Champagnerlaune.
Über den Autor / die Autorin
Herman Bang (1857 - 1912), als Pfarrerssohn in der dänischen Provinz aufgewachsen, versuchte sich als Schauspieler, Regisseur und Feuilletonist, ehe er sich ganz der Literatur zuwandte. Lesereisen führten ihn durch ganz Europa. Bang gilt als Vollender der impressionistischen Erzählkunst, stilistisch wie thematisch gehört er zur künstlerischen Avantgarde seiner Zeit.
Aldo Keel, geboren 1948 in Zürich, ist Skandinavist, Autor, Herausgeber, Übersetzer und Feuilletonist für die NZZ. Nach dem Studium in Zürich lebte er zwei Jahre in Reykjavik und promovierte über Halldor Laxness.
Bericht
"Faszinierend ist in Stuck neben dem Epochenporträt vor allem die Erzähltechnik." Klaus Weimann - Radio Darmstadt